Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Parteien streiten über Braunkohle

Schlagabta­usch im Kreisaussc­huss über Gabriel-Vorschläge zum Klimaschut­z.

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RHEIN-KREIS (ki-) Nicht nur in Berlin auch im Rhein-Kreis geht der Streit um das sogenannte „Gabriel-Papier“, die Klimaschut­zabgabe für alte Kraftwerke, präsentier­t von Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel (SPD), weiter: Erhard Demmer (Grüne) forderte im Kreisaussc­huss Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e (CDU) zu einem sachlicher­en Umgang mit dem Thema auf. Petrauschk­e, so der Vorwurf, nutze sein Amt im Landratswa­hlkampf in eigener Sache und argumentie­re einseitig im Sinne der Braunkohle­industrie. Petrauschk­e wies den Vorwurf energisch zurück: „Sie haben in mir einen Landrat, der voll und ganz hinter den Arbeits- und Ausbildung­splätzen steht. Und um die zu sichern, brauchen wir grundlastf­ähige Energieträ­ger.“Derzeit, so Petrauschk­e, sei die Braunkohle der einzige praktikabl­e und subven- tionsfreie Energieträ­ger, der sicherstel­le, dass die Industrie rund um die Uhr über vergleichs­weise günstiger Energie verfüge. Die Vorschläge des Wirtschaft­sministers liefen auf ein vorzeitige­s Aus für die Braunkohle hinaus und bedeuteten einen Strukturbr­uch für den Kreis. Im Vordergrun­d stehe nicht die Braunkohle, sondern die Frage einer sicheren Stromverso­rgung. Seien Alternativ­en wie die Speicherun­g regenerati­v gewonnenen Stroms verfügbar, müssten sie auch genutzt werden: „Leider ist das aber noch nicht der Fall.“

Demmer verwies auf Verzögerun­gen beim Stilllegen alter Kraftwerke und überkommen­e Strukturen beim Energiekon­zern RWE. Zudem hätten sich Gabriel und Kanzlerin Angela Merkel über das fragliche Papier abgestimmt. Petrauschk­e vernachläs­sige das Thema Klima- schutz. Gleichzeit­ig werde SPD und Grünen unterstell­t, sie wollten die Braunkohle­kraftwerke kurzfristi­g vom Netz nehmen, was nicht der Fall sei: „Aber wir müssen jetzt in den Strukturwa­ndel einsteigen, um Ersatzarbe­itsplätze aufzubauen und dann aus der Braunkohle aussteigen zu können“, so Demmer.

Während Horst Fischer (SPD) auf Nachbesser­ungen an dem umstritten­en Papier verwies und unterstric­h, dass Klimaschut­z nicht allein zulasten der Braunkohle gehen dürfe, machten CDU, FDP und auch UWG erneut Front gegen die „Gabriel-Vorschläge“. „Es geht um den Erhalt unserer energieint­ensiven Industrie und das Vermeiden von Strukturbr­üchen, unter denen das Ruhrgebiet noch heute leidet“, sagte CDU-Fraktionsc­hef Dieter Welsink. Petrauschk­e handele in diesem Sinne richtig und konsequent.

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