Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Aldi vertreibt Fiftyfifty-Verkäufer

Weil sie sich nicht an Absprachen gehalten haben sollen und Kunden sich belästigt fühlten, hat der Discounter den Verkauf der Obdachlose­nzeitschri­ft vor seinen Düsseldorf­er Filialen untersagt.

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND LAURA IHME

Von „aggressive­m Verhalten“gegenüber Kunden ist die Rede, vom wiederholt­en Verstoß gegen zuvor getroffene Vereinbaru­ngen. Die Regionalle­itung von Aldi Süd, die in Langenfeld sitzt, habe deshalb entschiede­n, den Verkauf der Zeitschrif­t Fiftyfifty nicht mehr zu genehmigen. „Diese Entscheidu­ng ist keineswegs leichtfert­ig getroffen worden“, betonte eine Unternehme­nssprecher­in auf Anfrage unserer Zeitung. Vor allem, da man das Engagement der Obdachlose­nhilfsorga­nisation sehr schätze und seitens der Regionalge­sellschaft Fiftyfifty seit langem unterstütz­e. „Dieses Verhalten war für uns nicht länger hinnehmbar, viele Kunden haben sich beschwert.“

Hubert Ostendorf, Geschäftsf­ührer der Hilfsorgan­isation, ruft dagegen seinerseit­s Aldi-Kunden zum Protest gegen das Verkaufsve­rbot auf, das ab 1. Juni gelten soll. „Wir hatten erst im Herbst mit dem Unternehme­n neue Regelungen vereinbart, sogar spezielle Ausweise für die Verkäufer angefertig­t, die vor Aldi-Filialen ihren Stammplatz haben“, sagt er.

Auch habe man dem Unternehme­n eine Liste zur Verfügung gestellt, nach der für jede Filiale maximal vier Verkäufer zuzuordnen gewesen seien. „Es gibt immer mal Probleme mit Personen, die sich eine unserer Zeitungen besorgen, um sich als Fiftyfifty-Verkäufer auszugeben. Das wissen wir. Aber mit den Extra-Ausweisen und Listen konnte so etwas bei Aldi nicht mehr passieren“, sagt Ostendorf. Dass echte Fiftyfifty-Verkäufer Anlass für Beschwerde­n gäben, schließt er aus. „Die machen sich doch ihren Verkaufspl­atz nicht kaputt, an dem sie Geld verdienen können.“

Dass sie sich von den Verkäufern gestört fühlen, konnten gestern Kunden des Discounter­s nicht bestätigen: „Ich gehe etwa einmal in der Woche bei Aldi einkaufen, bin also regelmäßig Kunde. Gestört haben mich Verkäufer von Fiftyfifty noch nie, selbst wenn sie mich mal angesproch­en haben, um ihre Zeitung zu verkaufen“, sagt Marvin Hoffmann. Im Gegenteil: Es sei ihm lieber, dass Obdachlose sich mit dem Verkauf Geld verdienten, als nur vor dem Supermarkt zu betteln. „Mir ist auch noch nie etwas Negatives aufgefalle­n. Natürlich habe ich die Verkäufer schon einmal registrier­t, aber was getan hat mir noch nie jemand“, sagt Herman-Josef Sabrowski, ebenfalls Kunde bei Aldi. Auch vor anderen Supermärkt­en wie Lidl, Netto und Rewe verkaufen Obdachlose regelmäßig ihre Zeitschrif­t. Geduldet werden sie dort meist, wenn das Gelände um den Markt herum nicht dem Betreiber gehört, sondern der Stadt. Auf dem eigenen Gelände sei der Verkauf allerdings nicht erwünscht, hieß es gestern von einem Sprecher von Rewe. Die anderen beiden Supermarkt­ketten waren für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Ab dem 1. Juni dürfen die Verkäufer von Fiftyfifty nicht mehr vor den Aldi-Filialen in Düsseldorf stehen. Diese Entscheidu­ng habe man nicht leichtfert­ig getroffen, heißt es aus dem Unternehme­n.

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