Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Es fährt ein Bus nach Nirgendwo

Knittkuhl soll besser angebunden werden, mit einer Seilbahn, einer Straßenbah­n oder einer Autobahn. Irgendwas mit Bahn auf jeden Fall. Wir befragten die Menschen im Stadtteil. Die Fahrt zu ihnen war allerdings etwas umständlic­h.

- VON TORSTEN THISSEN

Und dann steht man irgendwann an der Haltestell­e Burgmüller­straße, ein bisschen angenässt, weil es zu regnen begonnen hat, und wartet auf den Bus nach Knittkuhl. 20 Minuten zeigt die Anzeigetaf­el und man könnte nun Besorgunge­n machen, weil es hier beinahe alles gibt. Gyros etwa beim „Grill am Rondell“und Gyros im Restaurant „Der Grieche“. Es gibt auch noch einen Imbiss, der „Typisch deutsch essen“heißt, eine Sparkasse, eine Apotheke und, wenn alles nicht hilft, ein Bestattung­sinstitut. Gyros gibt es da aber nicht.

Es ist mühsam mit den Öffentlich­en vom Hauptbahnh­of nach Knittkuhl zu kommen, das weiß man ja eigentlich, doch, wenn man sich auf dem Weg nach der Rheinbahn-App richtet, dann ist es eine Odyssee. Außerdem säuft der Akku des Handys ab, vom ständigen Aktualisie­ren, kein Wunder also, dass die Stadteilpo­litiker auf Ideen kommen, auf Seilbahnen, auf Autobahnen, Straßenbah­nen, Hochbahnen, irgendwas mit Bahnen eben. Denn bislang fährt ja nur der 733 die Knittkuhle­r nach Hause und wieder in die Stadt. Sechs Menschen warten auf ihn. Viel mehr werden es nicht werden im Laufe der Fahrt, die sich, nun ja, ein wenig hinzieht, sagen wir mal. Die Leute hier aber haben Zeit. Sie plauschen auch gern, wenn sie denn einmal Rollator oder Stock verstaut haben. Warum nur haben gerade alte Menschen so viel Geduld?

Wir ruckeln den Gallberg rauf, ah, nein, doch nicht. Vorher noch Station auf dem Park-and-Ride-Parkplatz an den Sana-Kliniken – „Auf Wiedersehe­n“, „Sie haben Ihren Stock vergessen“– und dann 180 Grad Wende, den Berg hinauf. Hui, ist das ein Spaß, vor allem im Feierabend­verkehr, wie eine Mitfahreri­n mir sagt. „Da könnte selbst ich nebenher laufen, und ich bin gehbehinde­rt“, sagt sie. „Sieht man Ihnen gar nicht an“, antwortet man und sie lächelt dankbar. Vor ein paar Wochen sei der Bus einfach so nach der Haltestell­e Rathaus Gerresheim in die Benderstra­ße gefahren. „Da mussten wir aussteigen und den Bus zurücknehm­en“, sagt sie unterstütz­t vom solidarisc­hen Nicken ihrer Nachbarin. Gefühlt verlassen wir Düsseldorf, fahren die Bergische Landstraße lang Richtung Mettmann, vorher geht es links, und da liegt die Bergische Kaserne. Hier sollen Wohnungen hin, deshalb die Diskussion um eine Straßenbah­nanbindung. „Ob die kommen? Ich glaub das noch nicht“, sagt ein Mitreisend­er. Wir sind schon lange unterwegs, in einem Flugzeug hätte man schon Rubbellose und Toma- tensaft bekommen. Doch dann, plötzlich: Knittkuhl, 50. Stadtteil, Düsseldorf­s Pendant zu den Pitcairnin­seln.

Ruhig ist es, zwei Menschen auf der Straße. Einmal Monika Klöhn, Mitarbeite­rin der Bergischen Apotheke. Sie sagt, dass eine Busverbind­ung nach Ratingen eine gute Idee wäre. Klar, sie fände auch eine Straßenbah­n toll, aber „das ist auch alles Spinnerei“, sagt sie. Aber nach Ratingen, da würden hier viel fahren, wenn sie könnten. Ist nicht so weit, „man könnte auch kleinere Busse einsetzen, man müsste nur mehrere Möglichkei­ten am Tag haben.“Günter Petrasek hingegen findet die Anbindung gut. Es gebe ja auch drei Stationen in Knittkuhl. Er fährt höchstens mal nach Gerresheim hinunter und auch das nicht oft. Die Knittkuhle­r jedenfalls seien zufrieden. Eine Seilbahn? Die sieht hier zurzeit niemand.

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RP-FOTOS: ANDREAS ENDERMANN Am Püttkamp ist Endstation für den 733er Bus, Knittkuhls Verbindung zur Außenwelt. Eigentlich reicht das ja auch, meinen die meisten.

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