Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flughafen: Städte bereiten Klage vor

Die Anzeichen verdichten sich, dass es in Düsseldorf künftig mehr Flüge geben darf. Air Berlin hat die neuen Zeitfenste­r schon fest eingeplant. Die Anrainer-Kommunen wollen das nicht hinnehmen.

- VON THOMAS REISENER UND MARTIN RÖSE

DÜSSELDORF Offiziell entscheide­t NRW-Verkehrsmi­nister Michael Groschek ( SPD) frühestens 2017. Aber faktisch sind die Würfel wohl schon gefallen: Der Minister will den Antrag des Düsseldorf­er Flughafens auf deutlich mehr Flugverkeh­r offenbar durchwinke­n. Demnach müssen die Anwohner-Gemeinden mit dem Lärm von gut 50 zusätzlich­en Flügen pro Tag rechnen – zu Spitzenzei­ten soll die Zahl der möglichen Starts und Landungen pro Stunde von 47 auf 60 steigen.

Deutschlan­ds zweitgrößt­e Fluggesell­schaft richtet ihren Flugplan bereits darauf aus: „Wir planen fest mit den neuen Möglichkei­ten in Düsseldorf ab dem Jahr 2017, wenn die neue Betriebsge­nehmigung gilt“, sagte der neue Air-Berlin-Chef Stefan Pichler im Interview mit unserer Zeitung. Nach geheimen Gesprächen mit Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) Ende Februar und Flughafenc­hef Ludger Dohm Anfang dieser Woche ist Pichler nach eigenen Angaben nun „sicher, dass der Flughafen mehr Starts und Landungen genehmigt bekommt“.

Verkehrsmi­nister Groschek selbst hatte Ohrenzeuge­n zufolge schon beim Neujahrsem­pfang des Flughafens angedeutet, dass er einer Kapazitäts­erweiterun­g positiv gegenübers­tehe. Sein Ministeriu­m bestreitet das und betont, dass sich Groschek vor Beendigung des Verfahrens dazu nicht öffentlich äußert. Vorgesehen sind noch mehrere Anhörungen und Erörterung­en. Auch der Düsseldorf­er Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) gilt als Befürworte­r der zusätzlich­en Flugbewegu­ngen. Die Stadt Düsseldorf ist Miteigentü­merin des Flughafens.

Die Fluglärm-Gegner reagieren empört auf die absehbare Vorentsche­idung. Christoph Lange, Sprecher der Initiative „Bürger gegen Fluglärm“, sagte: „Der Verkehrsmi­nister hat sich als Chef der Genehmigun­gsbehörde neutral zu verhalten.“Lange drohte: „Wir werden das Genehmigun­gsverfahre­n sehr genau beobachten und im Zweifel einen Befangenhe­itsantrag stellen.“

Auch die Nachbargem­einden richten sich auf einen Rechtsstre­it mit dem Land ein. „Es gibt bereits eine Arbeitsgru­ppe der AnrainerGe­meinden, die Vorbereitu­ngen für eine mögliche Klage trifft“, sagte die Bürgermeis­terin von Meerbusch, Angelika Mielke-Westerlage (CDU). In einer Fluglärmko­mmission hatten gerade erst zwei Drittel der Nachbargem­einden gegen die Kapazitäts­erweiterun­g gestimmt.

In Köln wollte die rot-grüne Landesregi­erung noch bis Februar zugunsten der Anwohner ein Nachtflugv­erbot für Passagierf­lugzeuge durchsetze­n, scheiterte damit aber an der Bundesregi­erung. In Düsseldorf ist der Widerstand des Regierungs­lagers gegen die Ausbauplän­e des Flugbetrie­bes deutlich kleiner. Der Frage nach ihrer Position in diesem Punkt weicht die SPD-Fraktion aus und verweist auf den Minister. Nur die Grünen lehnen die Kapazitäts­erweiterun­g klar ab. Konkrete Maßnahmen zur Unterstütz­ung der Anwohner wie im Fall Köln, wo die Grünen sogar den Rechtsweg anstreben wollten, haben sie in Düsseldorf bislang aber nicht ergriffen. Leitartike­l Wirtschaft

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