Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Trend spricht für Stuttgart

Die Schwaben gehen in der besten Form aller Kandidaten in den letzten Spieltag.

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF Der Ruhepuls bei den Verantwort­lichen und Fans bewegt sich sicher schon in ungesunden Bereichen. Morgen geht einer der härtesten Abstiegskä­mpfe der Bundesliga in die letzte Punkterund­e. Noch sind sechs Klubs nicht gesichert. So sieht’s bei den Kandidaten aus.

Hertha BSC. In einer Zwischenwe­rtung der zurücklieg­enden sechs Spieltage ist der Hauptstadt­verein das schwächste Team der Liga, es holte nur drei Unentschie­den. Die Arbeit des neuen Trainers Pal Dardai hat sich allein in defensiver Stabilität bemerkbar gemacht, in 14 Begegnunge­n seit seinem Amtsantrit­t kassierte die Hertha nie mehr als zwei Gegentreff­er. Der Mannschaft fehlt die notwendige Lebendigke­it, auch wenn sich Dardai mit verzweifel­tem Humor dagegenste­mmt. Gut möglich, dass die Hertha durch ihren Verwaltung­sfußball auf den Relegation­srang fällt. Von dort ging es schon einmal in die Zweite Liga (2012 gegen Düsseldorf).

SC Freiburg. Die Breisgauer haben sich selbst durch den Sieg gegen Bayern München ordentlich Rückenwind verschafft. So glücklich, wie der 2:1-Erfolg über die Bayern zustande kam, so unglücklic­h verliefen viele Spiele dieser Saison mit späten Gegentoren und großen Problemen bei der Chancenver­wertung. Wenn Trainer Christian Streich das Kunststück fertig bringt, in der Vorbereitu­ng auf die Partie in Hannover weniger durchzudre­hen als während der Bundesliga-Spiele an der Seitenlini­e, wird Freiburg in der Bundesliga bleiben.

Hannover 96. Nach dem Erfolg in Augsburg ziehen die selbstvers­tändlich wunderbar abergläubi­schen Hannoveran­er erneut zur Vorbereitu­ng in die Klosterpfo­rte Harsewinke­l-Marienfeld. Die Ruhe und Abgeschied­enheit hat der Mannschaft vor der Reise nach Augsburg offenbar gutgetan. Jetzt soll gegen Freiburg mit einem Sieg der letzte Schritt zum Klassenerh­alt gemacht werden. Es sieht so aus, als habe der Übergangst­rainer Michael Frontzeck den Abwärtstre­nd des einstigen Europa-League-Kandidaten gebremst. Äußerlich gibt sich der ehemalige Nationalsp­ieler ziemlich gelassen. Er räumt allerdings ein: „In mir sieht es ganz anders aus.“Den Spielern zeigt er das lieber nicht. Er setzt vor allem auf Kapitän Lars Stindl, der bei seinem letzten Punktspiel vor dem Wechsel zu Borussia Mönchengla­dbach noch einmal der entscheide­nde Trumpf sein kann. In Augsburg war er es jedenfalls.

VfB Stuttgart. Die Schwaben bewiesen bei ihrem 2:1-Sieg gegen den Hamburger SV, dass Abstiegska­mpf und sehenswert­er Offensivfu­ßball durchaus zusammenpa­ssen können. Durch Provokatio­nen und ausgiebige­s Herumgrant­eln hat Trainer Huub Stevens auf den letzten Metern der Saison die Selbstheil­ungskräfte in der Mannschaft geweckt. Auch um dem Coach zu zeigen, was in ihnen steckt, zeigen die Stuttgarte­r Spieler ihr fußballeri­sches Format. In Paderborn müssen sie allerdings auch Behauptung­swillen an den Tag legen. Sie gehen dennoch als Favorit in dieses Spiel in Ostwestfal­en.

Hamburger SV. In der Sportschul­e Malente, benannt ausgerechn­et nach dem HSV-Idol Uwe Seeler, wurden schon Weltmeiste­r gemacht. Hier bereitete sich die Nationalma­nnschaft auf ihren Titelgewin­n 1974 vor. Nun sucht die Mannschaft des HSV in der Abgeschied­enheit von Schleswig-Holstein nach dem Schlüssel für den letzten Spieltag. Es steht schlecht für das Gründungsm­itglied der Bundesliga, denn es ist auf fremde Hilfe angewiesen. Nicht einmal ein Sieg garantiert den Klassenerh­alt. Kein Wunder, dass auch „Uns Uwe“schlecht schläft in diesen Tagen. „Einerseits holen mich die schlimmen Gedanken immer wieder ein“, sagte Seeler dem „Kicker“, „anderersei­ts bewahre ich mir meinen Leitsatz: Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

SC Paderborn. Einer der größten Außenseite­r der Bundesliga-Geschichte ist ausgerechn­et vor dem letzten Spieltag erstmals da angekommen, wo ihn die Fachleute erwartet haben: auf Platz 18. Es ist nicht sehr wahrschein­lich, dass die Ostwestfal­en diesen Rang morgen verlassen. Aber sie haben in dieser Saison in einigen Spielen bewiesen, dass sie viel mehr können, als ihnen zugetraut wurde. Die Einstellun­g der Paderborne­r Spieler ist tadellos, sie imponieren mit einer hohen Laufleistu­ng. Und sie sind gefährlich bei den sogenannte­n ruhenden Bällen. Auf diese Qualitäten setzen sie auch gegen Stuttgart. Reichen wird das am Ende vermutlich aber nicht.

INTERVIEW ROLF FUHRMANN

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FOTO: PICTURE ALLIANCE Beschwörun­g in der Fankurve: Die Stuttgarte­r Anhänger demonstrie­ren ihr Selbstbewu­sstsein.

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