Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gutachter: Handel in der City schützen

In der City wird das Fehlen von marktfähig­en Flächen kritisiert, um Magnetbetr­iebe anzusiedel­n. Sie bleibt aber der Einkaufsst­andort in Neuss. Um den zu schützen, soll zum Beispiel das Rheinpark-Center nicht weiter wachsen dürfen.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Zum ersten Mal seit 2009 wurde das Einzelhand­elsgutacht­en der Stadt fortgeschr­ieben. Es ist ein Instrument, mit dem die Stadt Ansiedlung­swünsche von Handel und Dienstleis­tern steuern kann. Darin raten die Gutachter dringend, einen „Deckel“auf RheinparkC­enter sowie die Standorte Mosel- und Römerstraß­e zu machen und dort keinen zentrenrel­evanten Handel mehr zuzulassen. Das soll die Innenstadt, Einkaufsst­andort Nummer Eins in Neuss, aber auch die Nahversorg­ungszentre­n schützen. Unter diesen gibt es Auf- und Absteiger – und echte Sorgenkind­er.

Die Einzelhand­elsEntwick­lung der kommenden zehn Jahre wird demnach vor allem auf die Sicherung und Verbesseru­ng der Nahversorg­ungszentre­n abzielen müssen, heißt es in den Handlungse­mpfehlunge­n des Gutachtens, das jetzt dem Planungsau­sschuss vorgestell­t wurde. Der Neubau eines Discounter­s an der Further Straße, der im Ausschuss eine weitere Hürde nahm, zielt in diese Richtung.

Basis des Gutachtens ist eine Bestandsan­alyse, die einen Vergleich mit der ersten Erhebung aus 2007 möglich macht. Demnach sank die Zahl der Läden in Neuss von 1034 auf 876 (-15 Prozent), während die Verkaufsfl­äche mit 256 890 Quadratmet­ern fast stabil bleibt. Allerdings sind in dieser Zahl noch nicht die 45 000 Quadratmet­er des Höffner-Möbelhause­s enthalten. Wie überhaupt das Gutachten zur Auswirkung dieses neuen Magneten im Hammfeld keine Prognose wagt. Die Umsätze des Einzelhand­els stiegen seit 2007 um zehn Prozent auf 953,9 Millionen Euro im Jahr. Davon kommen 770 Millionen aus den Portemonna­ies der Neusser, deren Kaufkraft auf jährlich 915,6 Millionen Euro geschätzt wird. Eine Kaufkraftb­indung von 81 Prozent nennt die Gutachteri­n Angelina Sobotta einen guten Wert für ein Mittelzent­rum wie Neuss. Und weil mehr Kaufkraft zu- als aus Neuss abfließt, ist die Stadt noch immer der Einkaufsor­t im Rhein-Kreis.

Größter Magnet war und ist die Innenstadt, deren Entwicklun­gschancen die Gutachter aber als gering bewerten. Es fehlt an Flächen in marktfähig­en Größen, auf denen etwa ein Magnet wie ein Elektromar­kt angesiedel­t werden könnte.

Der City nachgeordn­et werden die Standorte Furth und Reuschenbe­rg als Nahversorg­ungszentru­m, aber nicht mehr als Nebenzentr­en

Frank Wolters definiert. Dafür fehlen ihnen einfach Einrichtun­gen wie Post oder eine Verwaltung­snebenstel­le, erklärt Frank Wolters vom Amt für Wirtschaft­sförderung. Ziel müsse aber sein, diese Nahversorg­ungszentre­n entspreche­nd aufzuwerte­n. Zum Impulsgebe­r am Standort Reuschenbe­rg könnte der dort neu entstehend­e Rewe-Markt werden. Viele 2007 gemachte Handlungse­mpfehlunge­n seien zwar noch nicht umgesetzt mit der Folge, dass sich Kundenströ­me zur Moselstraß­e verlagerte­n. Rewe könnte die Magnetfunk­tion aber wieder deutlich stärken. Auch am Lessingpla­tz in Norf, wo Leerstand eine gesunkene Versorgung­sbedeutung unterstrei­cht, wird vom neuen Rewe ein solcher Effekt erwartet. Holzheim, wo ein Discounter neu baut, soll gar einen „urbanen Impuls“bekommen.

Wirtschaft­sförderer

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FOTO: LBER Der Hauptstraß­enzug bleibt die zentrale Einkaufsme­ile. Hier und im RheinparkC­enter werden 60 Prozent des Umsatzes im Handel gemacht.
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