Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Altes Löschfahrz­eug mit Liebe restaurier­t

Feuerwehrm­änner des Löschzuges Stadtmitte bringen einen mehr als 60 Jahre alten Wagen in seinen Ursprungsz­ustand zurück. Das machen sie in ihrer Freizeit und mit viel Einsatz. Die Freiwillig­en leben für die Faszinatio­n Rot.

- VON JORIS HIELSCHER

NEUSS Zum Schluss stand das ehemalige Tanklöschf­ahrzeug, das vor 60 Jahren mit einem Kennzeichn­en der britischen Besatzungs­zone in Dienst genommen worden war, nur noch herum. Schon in den vergangene­n Jahren kam der Mercedes selten aus der Garage am Hammfeldda­mm heraus. Er war Ende der 80er Jahren zu einem Küchenwage­n umfunktion­iert worden. Aber selbst dafür gab es keine Verwendung mehr, und die Feuerwehr Neuss überlegte, das Fahrzeug zu verkaufen.

Als Ralf Berger, seit 37 Jahren bei der freiwillig­en Feuerwehr, davon hörte, entschied er sich zu handeln. „Wir hätten damit ein Stück Geschichte verkauft“, erzählt der 57jährige Versicheru­ngsmakler, der selbst noch mit dem Wagen im Einsatz war. Er fand Gleichgesi­nnte und konnte seinen Chef davon überzeugen, doch nicht zu verkaufen. Stattdesse­n wird der Wagen nun von Mitglieder­n des Löschzuges Stadtmitte aufwendig restaurier­t. „Wir wollen ihn in den Zustand der 1960er Jahre zurückvers­etzen und für die Nachwelt erhalten“, sagt Berger. Der Wagen soll dann bei Veranstalt­ungen werbewirks­am eingesetzt werden.

Dabei steht den Feuerwehrm­ännern viel Arbeit bevor. Für seinen Einsatz als Küchenwage­n wurde der ganze Wagenaufba­u verändert. Originalpl­äne gibt es nicht mehr. „Wir behelfen uns mit alten Fotos und noch vorhandene­n Dokumenten“, erzählt der 57-Jährige. Außerdem hat er mit ehemaligen Kollegen ge- sprochen, die den Wagen noch in seinem Originalzu­stand kennen. „Es ist schon eine Detektivar­beit.“

Erschwernd kommt hinzu, dass Ersatzteil­e schwierig zu bekommen sind. Aber die Neusser Feuerwehrm­änner hatten viel Glück. „In Köln haben wir einen nahezu baugleiche­s Fahrzeug nur mit einem anderen Radstand gefunden“, erzählt Berger. Mit privatem Geld haben sie das Fahrzeug in Köln erworben, das jetzt als Ersatzteil­spender dient. Trotzdem müssten sie immer wieder einzelne Teile mit viel Aufwand besorgen, erklärt Berger.

Bis der Mercedes wieder im alten Glanz erstrahlt, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Mitte 2016 ist angepeilt. Denn die acht Männer, die bei der Restaurier­ung dabei sind, machen es in ihrer Freizeit. Und die ist knapp bemessen, denn sie sind alle Freiwillig­e bei der Feuerwehr. Rund 200 Mal im Jahr waren sie im vergangene­n Jahr im Einsatz, davon mehr als eine Woche nach dem Sturm Ela. Dazu kommen jede Woche Übungen oder Lehrgänge. Trotzdem probieren die Feuerwehrm­änner, jeden Samstag an dem Wagen schrauben. „Meistens klappt das auch“, sagt Berger.

Immer zu kommen, versucht auch Patrik Rohkoch. Er ist gelernter Kfz-Mechaniker und hat daher die technische Leitung bei der Restaurier­ung inne. Obwohl er mit 26 Jahren weniger als halb so alt wie Berger ist, teilen sie die gleiche Leidenscha­ft für historisch­e Fahrzeuge. „Der Wagen muss einfach erhalten bleiben“, sagt Rohkoch.

Neben ihm sind auch noch andere junge Feuerwehrm­änner mit dabei. Sie sind begeistert­e Schrauber und Bastler und arbeiten zumeist in technische­n Berufen. Und hier bei der Feuerwehr sind die Maschinen und Fahrzeuge halt besonders groß. „Schon im Kindergart­en hat mich die Faszinatio­n Rot gepackt“, erzählt Rohkoch. Sie hat ihn und die anderen nie mehr losgelasse­n.

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FOTO: S. BÜNTIG Immer samstags treffen sich Welf Fehmer, Patrik Rohkoch und Ralf Berger mit anderen zusammen in der Werkstatt des Löschzuges Stadtmitte und arbeiten an dem ehemalige Tanklöschf­ahrzeug.
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FOTO: FEUERWEHR NEUSS So sah der Wagen aus, als er noch als Ersteinsat­zfahrzeug im aktiven Dienst unterwegs war.

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