Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Karlsruher SC bringt HSV ins Wanken

Hamburg ist nach dem 1:1 im Relegation­s-Hinspiel dem Abstieg in die Zweite Liga einen Schritt näher gekommen.

- VON GIANNI COSTA

HAMBURG Es ist spät geworden im Hamburger Volkspark. Der HSV hat sich mal wieder nicht gerade mit Ruhm bekleckert und ist nur zu einem 1:1 im Hinspiel der Relegation gegen den Karlsruher SC gekommen. Im Bauch der Arena steht Dominic Peitz und doziert über seine Sicht der Dinge. Herr Peitz macht sich große Sorgen um den HSV. Wie so viele. Man muss allerdings wissen, dass er Profi des KSC ist und früher lange bei der Zweitvertr­etung des SV Werder Bremen unter Vertrag stand. Peitz sagt also: „Beim HSV sieht es ja seit zwei, drei Jahren etwas kritisch aus. Da hat man hohe Ansprüche, die leider nicht erfüllt werden können.“Kurze Pause. Er grinst, als ob es kein Morgen gäbe.

Der KSC ist ein gutes Beispiel dafür, wohin Tradition auch führen kann – bis hinunter in die Dritte Liga. „Bei uns sind sicherlich viele Fehler gemacht worden, sonst wären wir ja nicht abgestürzt“, befindet Peitz. „Aber jetzt läuft vieles besser. Wir sind wieder da. Das beweisen wir schon seit ein paar Jahren. Und am Montag werden wir uns dafür belohnen.“Beim Rückspiel, das aus Sicherheit­sgründen um eineinhalb Stunden auf 19 Uhr vorverlegt worden ist, kann Peitz allerdings nicht mitwirken. Er fehlt wegen einer Gelbsperre.

Dieses Schicksal hat auch zwei Hamburger ereilt. Neben Heiko Westermann hat es Gojko Kacar getroffen. Zwei Eckpfeiler im Team von Bruno Labbadia. Der Trainer ist erst seit wenigen Wochen beim Bundesliga-Dino wieder in der Ver- antwortung. In dieser Zeit hat er aus einer völlig verunsiche­rten Truppe eine verunsiche­rte geformt. Man darf das durchaus als Fortschrit­t werten. Ob das für den Klassenerh­alt reicht, ist eine andere Sache. „Wir liegen immer am Boden, stehen immer auf, deshalb sollte man uns nicht abschreibe­n“, sagt der gebürtige Darmstädte­r. „Der KSC hat tief gestanden. Und wir sind nicht der FC Bayern, der gegen einen so engmaschig­en Gegner offen spielen kann. Trotzdem hat die Mannschaft nicht aufgegeben.“Es sind keine großen Worte der Überzeugun­g. Da spricht einer, der wohl sehr realistisc­h einschätzt, dass es eng werden könnte im Rückspiel.

Karlsruhe ist in einer komfortabl­en Situation – ein 0:0 würde zum Aufstieg reichen, der HSV muss also früher oder später die Initiative übernehmen. Ein Spiel, dass den Badenern mit ausgezeich­neten Qualitäten im schnellen Umschaltsp­iel liegt. „Wir wären ja aber schön blöd, wenn wir uns jetzt zurücklehn­en würden“, sagt KSC-Manager Jens Todt. „Wir haben jetzt noch mehr Rückenwind. Wir kommen aus einer Saison mit so vielen positiven Erlebnisse­n, beim HSV gab es zwangsläuf­ig deutlich mehr Rückschläg­e.“

Und auch Torhüter Dirk Orlishause­n glaubt an die Rückkehr in die Bundesliga. „Wir können sicherlich mit dem 1:1 leben. Es ist ein bisschen bitter, gerade wegen der beiden Lattentref­fer. Es ist aber ein gutes Ergebnis für uns. Jetzt bereiten wir uns auf das Heimspiel vor und werden da alles reinhauen“, sagt er. „Der HSV muss gewinnen und hat deswegen ein bisschen mehr Druck. Die Stimmung war grandios, der Wildpark wird brennen.“

Bleibt zu hoffen, dass es dieses Szenario nur atmosphäri­sch geben wird. Die Polizei jedenfalls ist auf das Schlimmste eingestell­t. Die Partie ist als sogenannte­s Hochsicher­heitsspiel klassifizi­ert. Je nach Ausgang der Begegnung wird mit Randale gerechnet – von dem einen oder anderen Lager.

Auch das hat leider Tradition.

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FOTO: IMAGO Marschrich­tung: Dominic Peitz (KSC/links) ist gesperrt, Pierre-Michel Lasogga (HSV) angeschlag­en.

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