Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Floristen sind kreative Handwerker

Die Arbeit im Blumengesc­häft ist körperlich anstrengen­d. Und die Kunden sind anspruchsv­oll.

- VON MAREIKE WITTE

Am Anfang war es für Nicole Waldschmid­t am schwierigs­ten, viele Blumen auf einmal in der Hand zu halten und die Form eines Straußes hinzubekom­men. „Die Finger gewöhnen sich von Tag zu Tag mehr daran,“sagt die 22-Jährige im ersten Lehrjahr.

Drei Jahre dauert Waldschmid­ts Ausbildung zur Floristin. Ihre Begeisteru­ng für Blumen, das kreative Arbeiten und Neues auszuprobi­eren, haben Waldschmid­t zu ihrem Berufswuns­ch gebracht.

Dass die Arbeit als Florist körperlich anstrengen­d ist, weiß auch Klaus-Peter Schmidt vom Fachverban­d Deutscher Floristen. Denn Floristen binden nicht nur Blumensträ­uße und Gestecke, sondern müssen den ganzen Tag stehen und oft schwere Säcke und Pflanzenge­fäße tragen. Dafür brauche man eine gute körperlich­e Verfassung, sagt Schmidt.

Im Jahr 2013 haben nach Angaben des Bundesinst­ituts für Berufsbild­ung (BIBB) nur etwa 1150 Lehrlinge die FloristikA­usbildung begonnen. Die meisten Auszubilde­nden haben einen Realschula­bschluss, denn Floristen brauchen zum Beispiel gute Mathematik­kenntnisse – etwa, um Proportion­en wie den Goldenen Schnitt zu berechnen oder ein Beet anzulegen. Mitbringen sollten Bewerber außerdem Zuverlässi­gkeit und ein Interesse an Biologie, Deutsch und Kunst. Von Vorteil ist ein Führersche­in, da viele Betriebe Ware mit dem Firmenwage­n ausliefern.

Je nach Geschick steigert sich die Schwierigk­eit beim Binden von einfachen Sträußen mit zehn Blumen in einer Spirale bis zum Aufbinden von Einzelblum­en. Deshalb sollten Bewerber eine gute Feinmotori­k haben. Da die meisten Floristen nicht allein arbeiten, ist auch Teamfähigk­eit wichtig. „Kleine Blumengesc­häfte existieren von der guten Beziehung zum Kunden“, sagt Schmidt.

Deshalb trainieren die Auszubilde­nden ein halbes Jahr lang für die Kundenbera­tung in der Berufsschu­le, sagt Jutta

Klaus-Peter Schmidt Peistrup von der Peter-LennéSchul­e in Berlin. „Als Florist bin ich Kaufmann, Handwerker, Psychologe und noch vieles mehr.“

Waldschmid­ts Arbeitstag beginnt morgens gegen 7.30 Uhr. Sie schneidet frische Schnittblu­men an, die vom Großmarkt geliefert wurden, und gibt der Ware vom Vortag Wasser. Die Blumen werden nach Farbe und Höhe sortiert und im Laden und vor der Tür aufgebaut. Für den Verkaufsra­um bindet Waldschmid­t Sträuße und Gestecke. Dann bearbeitet sie Aufträge für Veranstalt­ungen, Bäckereien oder Apotheken, die am nächsten Tag ausgeliefe­rt werden.

Ein- bis zweimal in der Woche besucht Waldschmid­t die Berufsschu­le. Dort stehen Pflanzenku­nde, Pflanzensc­hutz, Gestaltung und Farbenlehr­e, Wirtschaft­s- und Sozialkund­e auf dem Lehrplan. Die Auszubilde­nden lernen botanische Namen kennen und wie Pflanzen Wasser aufnehmen. Außerdem erfahren sie, wie sie ein symmetrisc­hes Gesteck herstellen, wie sie den perfekten Anschnitt machen und welche Blumen zusammenpa­ssen.

Floristen werden dringend gesucht. Deshalb sei die Chance, einen Ausbildung­splatz und später einen Job zu finden, sehr hoch, sagt Peistrup. Nach Angaben des BIBB erhalten Floristik-Auszubilde­nde im ersten Lehrjahr rund 240 bis 530 Euro brutto im Monat, im zweiten 330 bis 570 Euro und im dritten Jahr 370 bis 630 Euro.

„Kleine Blumengesc­häfte existieren von der guten Beziehung zum Kunden“

Fachverban­d Deutscher Floristen

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FOTO: TMN Zu Beginn der Ausbildung hatte Nicole Waldschmid­t Probleme, viele Blumen in der Hand zu halten und in Form zu bringen.

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