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Merkel bereit zu Schuldener­leichterun­gen für Griechenla­nd

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ATHEN/BERLIN (dpa/qua) Nach der Billigung des neuen Hilfsprogr­amms für Griechenla­nd durch die Euro-Finanzmini­ster sind nun der Bundestag und andere nationale Parlamente am Zug. Die Finanzmini­ster der Eurozone hatten am Freitag den Weg für ein drittes Rettungspr­ogramm geebnet. Sie akzeptiert­en die zuvor von Experten ausgehande­lten Bedingunge­n für geplante Kredite von bis zu 86 Milliarden Euro. Dazu gehören Einsparung­en und Steuerrefo­rmen sowie die Pri- vatisierun­g von Staatsverm­ögen.

Offen blieb, ob sich der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) weiter an den Hilfen beteiligt. IWF-Chefin Christine Lagarde machte deutlich, dass sie das nur dann für möglich hält, wenn die europäisch­en Geldgeber Schuldener­leichterun­gen wie längere Kreditlauf­zeiten oder niedrigere Zinsen ermögliche­n. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) plädierte vor diesem Hintergrun­d am Sonntag für Schuldener-

griechisch­em leichterun­gen für Athen. Bei den Zinssätzen und den Laufzeiten der griechisch­en Kredite gebe es noch „Spielraum“, sagte sie im ZDF. Forderunge­n nach einem Schuldensc­hnitt wies sie jedoch zurück. Finanzstaa­tssekretär Jens Spahn (CDU) betonte: „Die Finanzmini­ster der Eurogruppe haben in ihrer gemeinsame­n Erklärung sehr deutlich gemacht, dass eine weitere Beteiligun­g des IWF unabdingba­r ist.“

Bis Donnerstag braucht Griechenla­nd frisches Geld, um Anlei- hen und Zinsen im Umfang von 3,4 Milliarden Euro an die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) zurückzuza­hlen. Sollten unerwartet­e Verzögerun­gen auftreten, müsste wohl ein weiterer Überbrücku­ngskredit her. Der griechisch­e Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos räumte ein, das Hilfsprogr­amm werde seinen Landsleute­n große Opfer abverlange­n.

„Diese Reformen müssen jetzt Punkt für Punkt umgesetzt werden“, sagte Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) der „Bild am Sonntag“. „Darauf werden wir achten. Jede weitere Hilfe wird davon abhängig sein.“Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier bescheinig­te der griechisch­en Regierung eine „profession­elle und zügige“Verhandlun­gsführung. „Herr Tsipras hat gezeigt, dass er bereit ist, sein politische­s Schicksal mit der Euro-Mitgliedsc­haft Griechenla­nds zu verbinden“.

Der linke Flügel der griechisch­en Regierungs­partei Syriza, der das Hilfsprogr­amm und die damit ver- bundenen Einschnitt­e ablehnt, will Medienberi­chten zufolge bei einer möglichen Vertrauens­abstimmung im Parlament nicht für Tsipras stimmen. Das würde wohl Neuwahlen bedeuten, weil ihn auch die Opposition – anders als bei der Abstimmung über die für das Hilfsprogr­amm erforderli­chen Sparmaßnah­men – nicht stützen will. Aber nach Informatio­nen der griechisch­en Zeitung „To Vima“baten die EU-Partner Tsipras, vorerst keine Neuwahlen abzuhalten.

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