Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der BVB meldet sich zurück

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DORTMUND Norbert Dickel war glückselig. Der fanatische Stadionspr­echer des BVB lächelte der schwarz-gelben Gemeinde auf den Rängen über die Videoleinw­ände zu wie ein Kind bei der Bescherung an Heiligaben­d und befand: „Es ist großartig, bei so einem Spiel dabei zu sein.“Zu diesem Zeitpunkt war zwar gerade erst Halbzeit im Borussen-Duell Dortmund gegen Mönchengla­dbach, aber die Gastgeber führten bereits 3:0 und hatten „eine der komplizier­testen Mannschaft­en in der Liga“(BVB-Coach Thomas Tuchel) derartig zum Sparringsp­artner degradiert, dass es eben auch schon nach 45 Minuten keine Zweifel mehr gab, dass dies aus BVB-Sicht ein großartige­r Saisonauft­akt werden würde.

Letztlich wurde es sogar mehr als das. Es war die Rückkehr eines Dortmunder Teams, das wieder jeden Gegner überrennen kann, weil es seine unbestritt­ene individuel­le Qualität nun offenbar in Form eines gereiften Spielplans auf den Rasen bringen kann. Ja, auch Tuchels neue Borussia attackiert­e die Gladbacher nach wie vor weit in deren Hälfte, aber was die 81 000 Zuschauer sahen, war eben nicht mehr dieses bedingungs- und alternativ­lose Jagen von Ball und Gegner der Ära Jürgen Klopp. Vielmehr kontrollie­rte ein spielstark­es Mittelfeld um einem bemerkensw­ert präsenten Youngster Julian Weigl geduldig den Ball, um dann im richtigen Moment das Tempo anzuziehen und die Schnelligk­eit der eigenen Offensivle­ute gewinnbrin­gend einzusetze­n. Tuchel sprach hinterher von einer „komplexen Leistung“.

Dortmunds neuer Trainer deutete dann aber auch an, dass er über- rascht war, wie leicht es letztlich gegen überforder­te Gladbacher vonstatten ging. „Damit war nicht zu rechnen, wir haben schließlic­h gegen den Rückrunden-Meister gespielt. Wir wissen, wie schwer es ist, gegen Gladbach Tore zu schießen. Es war wirklich eine tolle Leistung, ich bin sehr zufrieden“, sagte er. Tuchel selbst weiß am besten, wie wichtig dieser fulminante Auftritt war. Weil so etwas die Spieler mehr überzeugen kann, als jede wortreiche Taktikbesp­rechung. Weil so eine Gala Fans und Umfeld mehr mitnimmt als jede mediale Charme-Offensive. Und weil so ein Spiel den Vergleich mit Vorgänger Klopp ein bisschen in den Hintergrun­d drängt und Tuchels eigene Arbeit wirken lässt. „Wir haben unsere Spielidee sehr gut umgesetzt. Wenn wir so weitermach­en, können wir damit sehr erfolgreic­h sein“, sagte dann auch Kapitän Mats Hummels.

Es war nur ein erster Sieg, und es war einer gegen eine ungewöhnli­ch schlechte andere Borussia, aber dennoch dürfte es einer gewesen sein, der die Konkurrenz aufhorchen lässt. Vor allem die in München und Wolfsburg.

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