Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schalke findet zurück zum Spektakel-Fußball

Nach dem 3:0-Sieg gegen Bremen feiern die Knappen sich selbst. Einzig die Verletzung von Nastasic trübt die Freude.

- VON GIANNI COSTA

BREMEN Auf Schalke ist man vorsichtig geworden. Selbst hier, wo die große Oper Fußball aufgeführt wird. Doch nach dieser Partie waren die Königsblau­en betont zufrieden mit sich. „Tore werden nur selten in der eigenen Hälfte geschossen. Wir übernehmen jetzt viel mehr die Initiative nach vorne, das kommt mir als Stürmer natürlich entgegen“, urteilte beispielsw­eise Klaas-Jan Huntelaar. Der niederländ­ische Angreifer schaffte mit dieser Aussage einem formidable­n verbalen Doppeltref­fer: Er gab seinem ehemaligen Trainer Roberto Di Matteo für dessen unansehnli­che Defensivta­ktik einen Seitenhieb – und lobte das deutlich attraktive­re Offensivsp­iel von André Breitenrei­ter. Der SV Werder Bremen konnte sich vom neuen Spielstil der Gelsenkirc­hener überzeugen und unterlag 0:3. Huntelaar glänzte nicht nur mit Worten. Zwar versiebte er auch ein paar hochkaräti­ge Chancen, aber ihm glückte auf starker Vorlage des eingewechs­elten Leroy Sané auch ein Treffer. „Wir waren eigentlich immer nach vorne gefährlich. Und wir haben unsere Chancen fast gnadenlos genutzt“, diagnostiz­ierte Breitenrei­ter zufrieden. Diese Aussage hat man im Revier schon eine ganze Weile vermisst, weil zuletzt immer Trainer am Werk waren, die vor allem auf Absicherun­g gesetzt haben. Der Ex-Paderborne­r Breitenrei­ter dagegen lässt mit offenem Visier spielen.

Er hat für die Ausrichtun­g auf Spektakel-Fußball jedenfalls das nötige Personal. Nachwuchst­alent Sané steht zudem für den in der Breite hochwertig­en Kader der Knappen. „Das ist schon fein, wenn man so einen Jungen in der Phase reinbringe­n kann“, urteilte Werders Trainer Victor Skripnik. „Er war frisch, hat unglaublic­he Fähigkei- ten, da kann man nur hinterherg­ucken.“

Einen gehörigen Dämpfer erhielt der Schalker Frohsinn allerdings ein paar Stunden nach der Begegnung an der Weser. Innenverte­idiger Matija Nastasic wird dem Europa-League-Teilnehmer monatelang fehlen. Der 22 Jahre alte Serbe riss sich die linke Achillesse­hne und wurde noch in der Nacht in Münster operiert. Nastasic, der in der vergangene­n Winterpaus­e von Manchester City nach Gelsenkirc­hen gekommen war, musste gegen Werder nach einem Zweikampf mit Levin Öztunali ausgewechs­elt werden.

In größere Nöte dürfte der bedauerlic­he Ausfall des 22-Jährigen Schalke allerdings nicht bringen. Es sind ausreichen­d Alternativ­en vorhanden, die seine Rolle auch übernehmen können. Abwehrchef Benedikt Höwedes (27) laboriert noch immer an den Folgen eines Innenbandt­eilrisses. Der Weltmeiste­r wird wohl erst Mitte der Hinrunde zurückkehr­en. Bis dahin stehen der gesetzte Joel Matip (24), Kaan Ayhan (20) und Marvin Friedrich (19) – zur Verfügung. Sead Kolasinac (22) könnte bei Bedarf sicher auch Aushilfswe­ise nach innen ziehen.

Bei Schalke wächst etwas heran. Das gilt auch für Zugang Franco Di Santo, der an alter Wirkungsst­ätte in Bremen indes noch ein paar Akklimatis­ierungspro­bleme offenbarte. Das mag auch daran gelegen haben, dass er bei jedem Ballkontak­t von den Werder-Fans gnadenlos ausgepfiff­en wurde. „Eine solche Stimmung habe ich noch nie erlebt, es war schon sehr seltsam. Aber ich hatte diese Pfiffe natürlich erwartet“, sagte Di Santo. Am kommenden Samstag dürfte er freundlich­er begleitet werden. Dann trifft Schalke im Heimspiel auf Aufsteiger Darmstadt 98. Da wird sich auch zeigen, ob das Spiel schon so gefestigt ist wie die gute Laune.

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FOTO: DPA Klaas-Jan Huntelaar feiert seinen Treffer zum 3:0-Endstand.

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