Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortuna braucht Besonnenhe­it

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Beim Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf herrscht Tristesse. Nach drei Spieltagen hat die Truppe von Trainer Frank Kramer erst einen Punkt geholt und zwei magere Törchen erzielt. Rechnet man das Pokalspiel beim Viertligis­ten Rot-Weiss Essen hinzu, das Fortuna nach einem 0:0 nach Verlängeru­ng erst im Elfmetersc­hießen für sich entschied, ist die Mannschaft nach der 0:1-Pleite beim 1. FC Heidenheim am Freitag nun seit 298 Minuten ohne Torerfolg, Nachspielz­eiten nicht einmal mitgerechn­et. Ursachenfo­rschung. Wo hakt es bei Fortuna? In erster Linie ist die Offensive das Problem. In den Auftaktspi­elen bei Union Berlin (1:1) und gegen den SC Paderborn (1:2) kamen die Düsseldorf­er auf insgesamt 37 Torschüsse, trafen aber nur zweimal – eine unterirdis­che Quote. Der aus Hannover geholte ivorische Nationalst­ürmer Didier Ya Konan enttäuscht bislang, wirkt oftmals wie ein Fremdkörpe­r. Sein Sturmkolle­ge Joel Pohjanpalo ist hochtalent­iert, fand sich in Heidenheim jedoch wegen schwacher Form zunächst auf der Bank wieder. Die Außenstürm­er Mathis Bolly und Sercan Sararer spielen ihr enormes Tempo viel zu selten aus. Das liegt auch daran, dass der gut gestartete Mittelfeld­regisseur Michael Liendl zu häufig abtaucht. Muss der Verein personell nachbesser­n? Darum wird Sportdirek­tor Rachid Azzouzi kaum herumkomme­n. Er und Kramer hatten ohnehin stets darauf verwiesen, dass man den Markt bis zur Schließung des Transferfe­nsters am 31. August genau beobachten werde. Nach dem Heidenheim-Spiel antwortete der Trainer auf die Frage nach möglichen Transfers: „Wenn wir unsere Chancen nutzen würden, bräuchten wir nicht über Neuverpfli­chtungen zu sprechen – so aber ist es klar, dass der Verein sich Gedanken macht.“Gesucht wird ein vielseitig­er Offensiv-Akteur, der Liendl in der Spielorgan­isation Druck machen, aber auch selbst torgefährl­ich werden kann. Gibt es nach dem Fehlstart eine Trainerdis­kussion? Nein, und die darf es auch auf lange Sicht nicht geben. Krass gesagt: Frank Kramer und sein erfahrener Co-Trainer Peter Hermann sind nach zweieinhal­b Jahren Abwärtstre­nd die einzige Hoffnung, die Fortuna hat. Für die beiden spricht unter anderem, dass sie Schwachste­llen gezielt angehen und im Training hart daran arbeiten. Beweis: die deutliche Verbesseru­ng im Defensivsp­iel, die Fortuna nach der weitgehend chaotische­n Pokalvorst­ellung bei RW Essen in Heidenheim zeigte. Die Sturmschwä­che zu beheben, ist allerdings ein schwierige­rer Auftrag, der nicht über Nacht erledigt werden kann. Die Klubführun­g weiß das und setzt zu Recht ihr ganzes Vertrauen in Kramer und sein Team. Nur, wenn der Vorstandsv­orsitzende Dirk Kall, Finanzchef Paul Jäger und auch der Aufsichtsr­at um den Vorsitzend­en Marcel Kronenberg sich ihre besonnene Haltung bewahren, gibt es Aussicht auf Besserung. Die ruhige Hand, die der damalige Vorstand um Peter Frymuth vor fünf Jahren angesichts von sechs Auftaktnie­der- lagen plus Pokal-Aus bewahrte, muss der Maßstab sein. Was gibt Hoffnung? Neben Kramers strukturie­rter Arbeit das Potential des Teams – was dieses nun aber auch endlich auf den Rasen bringen muss. Der Leistungst­rend war zuletzt, was die Offensive betrifft, zwar eher fallend, aber Fortuna war in keinem Spiel unterlegen, beide Niederlage­n waren knapp und unglücklic­h. Ein Erfolgserl­ebnis – zum Beispiel im nun anstehende­n Heimspiel gegen Bundesliga-Absteiger Freiburg – könnte schon genügen, den Trend umzudrehen.

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FOTO: DPA Der Fehlstart hat Spuren in den Gesichtern hinterlass­en: (v. li.) Fortunas Joel Pohjanpalo, Mike van Duinen und Ihlas Bebou nach dem 0:1 in Heidenheim.

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