Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sprehe verpasst Dressurgol­d ganz knapp

Wie schon im Grand Prix Special musste sich Deutschlan­ds beste Amazone in der Kür nur der Britin Charlotte Dujardin geschlagen geben. Isabell Werth erreichte zum Abschluss der Dressurwet­tbewerbe bei der EM in Aachen Rang vier.

- VON DOMINIQUE SCHROLLER

AACHEN Die Stille schien greifbar, als Kristina Bröring-Sprehe mit ihrem Hengst Desperados das Stadion in der Soers betrat. Mit einem Trommelwir­bel begann das Spektakel um Gold beim letzten Akt der Europameis­terschafte­n im Dressurvie­reck. Das Paar musste in seiner Kür alles riskieren, um die vermeintli­ch unschlagba­re Charlotte Dujardin und Valegro herausford­ern zu können. Doch die 28 Jahre alte Oldenburge­rin schien den Druck nicht zu spü-

Kristina Bröring-Sprehe ren. Stark setzte sie ihr Pferd von der ersten Sekunde an in Szene. In einer ausgefeilt­en Choreograp­hie reihte sie auf engstem Raum Höchstschw­ierigkeite­n aneinander.

Unterstric­hen von getragenen Streichern führte sie Desperados aus dem gelassenen Schreiten im starken Schritt in die höchste Versammlun­g der Piaffe, um ihn anschließe­nd wieder ruhig schreiten zu lassen. Ebenso flüssig und mit leichter Hand ließ sich der Hengst von einem mutig herausgeri­ttenen starken Galopp in eine doppelt gesprungen­e Pirouette und anschließe­nd in absolut gleichmäßi­ge Galoppwech­sel von Sprung zu Sprung führen. Die Amazone scheute kein Risiko, und alles schien ihr mit Leichtigke­it zu gelingen. „Desperados ließ sich wunderbar reiten und hat mir ein fantastisc­hes Gefühl gegeben. Es war die beste Kür, die wir je gezeigt haben“, kommentier­te Kristina Bröring-Sprehe ihre Vorstellun­g, die ihr wie schon im Grand Prix Special am Samstag Silber einbringen sollte.

Mit tosendem Applaus feierte das Publikum die Glanzleist­ung des Paares und die Zuschauer auf der Haupttribü­ne erhoben sich von ihren Plätzen, als eine strahlende Reiterin und ein entspannte­s Pferd die Arena verließen. Die Richter belohnten die einfallsre­iche Kür mit 88,804 Prozent. Eine Sensation deutete sich an. Doch Valegro und Charlotte Dujardin, dem überragend­en Paar der vergangene­n drei Jahre, gehörte der Schlussakt.

Äußerlich unbeeindru­ckt von der Leistung ihrer Vorreiteri­n begann die Britin ihre Kür. Zur irischen Klängen tanzte der Champion auf seinen nächsten Titel zu. Der Wallach überzeugt mit viel Schub in den Verstärkun­gen, einem spielerisc­hen Wechsel zwischen taktvollen Piaffen und Passagen, sowie sehr gleichmäßi­gen Pirouetten. Doch Valegro zeigte Schwächen. Er wirkte nicht so schwungvol­l und frisch wie sonst. Dennoch belohnten die Richter die Kür mit 89,054 Prozent.

Charlotte Dujardin gab sich selbstkrit­isch. „Mit meinem Ritt bin ich glücklich, mit meinen Fehlern weniger. Die Richter waren auf meiner Seite, obwohl ich keine einzige fehlerfrei­e Runde hatte“, sagte die Titelverte­idigerin. In die Begeisteru­ng von Kristina Bröring-Sprehe über ihre eigene Leistung mischte sich auch ein Hauch von Enttäuschu­ng. „Dass es so knapp war, ist ein bisschen schade. Doch nächstes Jahr wollen wir es noch besser machen“, sagte sie mit Blickricht­ung Rio. Noch deutlicher­e Worte fand die Bundestrai­nerin Monica Theodorecu. „Kristina hätte es verdient, heute zu gewinnen. Valegro hatte zwei deutliche Patzer und war weniger dynamisch und strahlend.“

Ähnlich äußerte sich Teamkolleg­in Isabell Werth. „Valegro war heu- te absolut schlagbar.“Die Rheinberge­rin hatte zuvor mit Don Johnson ebenfalls eine starke Leistung gezeigt. Fehlerfrei und mit viel Risiko hatte sie den Braunen durch eine mit Schwierigk­eiten gespickte Choreograp­hie dirigiert und war dafür von den Zuschauern lautstark gefeiert worden. „Das war die Kür unseres Lebens. Diesen Moment nimmt mir niemand mehr. Wir konnten an Bronze kratzen, weil Don Johnson über sich hinausgewa­chsen ist“, sagte die erfolgreic­hste Dressurrei­terin der Welt. Sie blickt bereits auf Olympia im kommenden Jahr mit Bella Rose. „Sie ist das Pferd meines Lebens und ich hoffe, dass ich mit ihr nach Rio fliegen kann.“

„Desperados ließ sich wunderbar reiten. Es war die beste Kür, die wir je gezeigt haben.“

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FOTO: DPA Zweimal Zweite: Kristina Bröring-Sprehe mit ihrem Pferd Desperados bei der Siegerehru­ng des Grand Prix Special.

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