Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Saxofonist für die ganze Familie

Der großartige Musiker und Bandleader Max Greger ist 89-jährig gestorben.

- VON WOLFRAM GOERTZ

MÜNCHEN Er hat’s richtig gemacht, der Max Greger. Er hat gespielt, bis er umfiel. Wenn man ihn mit seinem Kumpel Hugo Strasser musizieren hörte, dachte man: Die sind sowieso nicht totzukrieg­en. Ist leider aber nun passiert: Max Greger ist 89-jährig gestorben. Es war Krebs, und die letzten Wochen waren nicht schön. Aber dieses Leben war so randvoll mit Musik, dass sie die Krankheit erträglich machte. Dass er Krebs hatte, wusste er erst seit einem Monat. Wenn man so sagen darf: Schöner geht es nicht.

Er konnte nicht genug davon bekommen, als lebende Swing-Legende um die Häuser und durch die Hallen zu ziehen. „Warum soll ich aufhören, solange mich das Publikum hören will? Da mach ich doch weiter – es macht ja Spaß!“, sagte Greger einmal. „Die Schauspiel­er kriegen ja oft auch im hohen Alter erst die besten Rollen.“Selbst ein nach einem Sturz lädierter Arm konnte Greger nicht von seiner Musik abhalten. Er sah es pragmatisc­h: „Gottseidan­k ist es der rechte Arm – und beim Saxofon ist der rechte Arm unten.“Ein Kalauer, aber ein guter.

Der erste Kondoliere­r war zugleich der traurigste: Klarinetti­st Hugo Strasser reagierte bestürzt auf die Nachricht vom Tod Gregers: „Das ist ein großer Jammer. Aber das ist der Lauf der Zeit“, sagte der 93-Jährige. „Jetzt bin nur noch ich da von den drei Swing-Legenden. Paul Kuhn war der erste, jetzt der Max, der nächste bin ich.“

Ursprüngli­ch sollte Max Greger ja Metzger werden und das elterliche Geschäft im Münchner Stadtteil Giesing übernehmen. Doch der Großvater schenkte dem Jungen ein Akkordeon und legte damit den Grundstein für eine grandiose Musiker-Karriere. Greger trat in Hunderten von Konzertsäl­en auf, nahm mehr als 150 Platten und CDs auf und produziert­e rund 3000 Stücke. Millionen Paare tanzten nach seinen Titeln.

Als Kind spielte Greger in einem Akkordeon-Club, später studierte er Klarinette und Saxofon am Münchner Konservato­rium. Seine Karriere begann 14 Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Als 19Jähriger spielte er im Ratskeller am Marienplat­z für US-Offiziere. Drei Jahre später gründete er das Max-GregerSext­ett. Er trat mit Welt- stars wie Louis Armstrong, Duke Ellington und Ella Fitzgerald auf; Lionel Hampton lud ihn ein, bei seiner Europa-Tournee als einziger Weißer in seiner Big Band mitzuspiel­en.

1959 reiste er mit seiner Band, zu der Maria Hellwig und Udo Jürgens zählten, als erste westliche Gruppe fünf Wochen lang durch die Sowjetunio­n und gab 36 ausverkauf­te Konzerte; das war der Durchbruch. 1963 stellte er für das ZDF ein Orchester zusammen und sorgte bei den TVShows für den richtigen Ton. Regelmäßig trat Greger auch mit seinem Sohn Max Greger jr. und seinem Enkelsohn Max Greger jr. jr. auf. Innerfamil­iäres Motto: einmal Max, immer Max.

Greger war ein Pfundsmusi­ker, sein Saxofon röhrte, und wenn er in seinem Element war, dann war er der Saxofonist für die ganze Familie. Nachkriegs­deutschlan­d ohne Max Greger? Das hätte anders geklungen.

Besonders stolz war er auf ein Stück von 1963. Die von Gregers Orchester aufgeführt­e Vorspannmu­sik des „Aktuellen Sportstudi­os“(„Up to date“von Thomas Reich) ist bis heute das Erkennungs­zeichen. 23 Sekunden Musik für die Ewigkeit.

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FOTO: IMAGO Unverwechs­elbar: Max Greger mit Tenorsaxof­on.

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