Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lienenkämp­er als CDU-Chef bestätigt

Beim CDU-Kreisparte­itag in Neuss stimmten 92,9 Prozent der Delegierte­n für Lienenkämp­er. Einen Gegenkandi­daten gab es nicht. Kurz vor der Bürgermeis­ter- und Landratswa­hl wurde die Personalen­tscheidung fast zur Nebensache.

- VON FRANK KIRSCHSTEI­N

RHEIN-KREIS Die Wahl des Kreisvorsi­tzenden, das ist schon etwas – normalerwe­ise. Aber was ist so kurz vor einer Bürgermeis­ter- und Landratswa­hl schon normal? Die CDU ist im Wahlkampfm­odus. Da tritt selbst die Vorstandsw­ahl in den Hintergrun­d: „28 Tage und der Rest von heute bis zum 13. September. Zeigen wir Kampfberei­tschaft und Entschloss­enheit“, CDU-Vorsitzend­er Lutz Lienenkämp­er (46) aus Meerbusch nutzte seinen Rechenscha­ftsbericht, um bei den Delegierte­n kräftig Stimmung zu machen. „Die Zeiten, als allein ein Parteilogo auf den Plakaten genügte, um gewählt zu werden, sind vorbei“, sagte der Landtagsab­geordnete. Gerade angesichts der bei der Bürgermeis­terund Landratswa­hl zu erwartende­n niedrigen Wahlbeteil­igung komme es auf jede Stimme an: „Es liegt an uns, wir haben es selbst in der Hand, wir müssen jeden – Freunde, Nachbarn, Kollegen und Bekannte – motivieren.“

Die CDU, daran ließ Lienenkämp­er keinen Zweifel, braucht Unterstütz­ung, wenn sie Landrat HansJürgen Petrauschk­e und ihre fünf Bürgermeis­terkandida­ten – Ursula Kwasny (Grevenbroi­ch), Ulrike Nienhaus (Kaarst), Thomas Nickel (Neuss), Marc Venten (Korschenbr­oich) und Harald Zillikens (Jüchen) – zum Sieg führen will. Zwei Unterstütz­er, von deren Hilfe sich die CDU viel verspricht, waren beim Parteitag in den Räumen der Internatio­nalen Schule in Neuss als Gäste dabei und wurden mehr als einmal herzlich begrüßt: FDP-Kreisvorsi­tzender Bijan Djir-Sarai und der Chef der UWG auf Kreisebene, Carsten Thiel. Beide haben auf eigene Landratska­ndidaten verzichtet und werben um Unterstütz­ung für Petrauschk­e.

Voll auf den Wahlkampf fokussiert, gab es beim Parteitag keine großen Diskussion­en. Die Entlastung des Vorstands ging ebenso glatt über die Bühne wie die Personalen­tscheidung­en. Es blieb bei den vorab aufgestell­ten Bewerbern, Kampfkandi­daturen gab es nicht. Die Zahl der Bewerber und der zu vergebende­n Ämter stimmte überein. Das Ergebnis für Lienenkämp­er: 144 Ja-Stimmen (92,9 Prozent), 11 Nein-Stimmen, 2 Enthaltung­en. Zum Vergleich: 2013 war Lienenkämp­er mit 95,8 Prozent Zustimmung gewählt worden.

Erste Stellvertr­eterin Lienenkämp­ers bleibt Daniela Leyhausen aus Neuss (94,1 Prozent). Weitere Stellvertr­eter sind Norbert Gand und Ansgar Heveling. Schatzmeis­ter wurde Johannes Höhner (96,1 Prozent), zu seiner Stellvertr­eterin wählte der Parteitag Barbara Brand (96,1 Prozent). Einstimmig verabschie­det wurde zudem ein Wahlaufruf – „Starker Rhein-Kreis Neuss – Ziele und Herausford­erungen der Zukunft“– zur Unterstütz­ung aller CDU-Kandidaten am 13. September. Im Kern hatte Landrat Petrauschk­e dessen Inhalt in seiner Rede zuvor schon umrissen: Den Namen seines Heraus- forderers, Hans Christian Markert, unterstütz­t von SPD, Grünen, Linken, Piraten und Die Aktive, nahm er dabei nicht einmal in den Mund. Die Zielrichtu­ng war trotzdem nicht zu überhören.

Petrauschk­e verwies nicht nur auf Aspekte wie die wirtschaft­liche, aber auch soziale Stärke und Stabilität des Kreises oder den Schuldenab­bau in den vergangene­n Jahren, die er als Leistung der CDU beziehungs­weise des CDU-FDP-Bündnisses im Kreistag deklariert­e. Der Landrat kritisiert­e mit Blick auf seinen Kontrahent­en, der für die Grünen im Landtag sitzt, scharf die rotgrüne Landespoli­tik.

Vom Unterricht­sausfall an den Schulen und Mängel beim Konzept für die Inklusion über fehlende Investitio­nen und den mangelnden Mut zum Ausbau der Infrastruk­tur bis zum Kommunal-Soli reichte die Abrechnung. Voraussich­tlich 7,3 Millionen Euro müssten Neuss, Grevenbroi­ch, Meerbusch und Kaarst im nächsten Jahr zahlen, um finanzschw­ache Kommunen vor allem im Ruhrgebiet zu unterstütz­en.

Dies sei, so Petrauschk­e, nicht nur eine Steigerung von 128 Prozent, sondern auch eine Ohrfeige für alle Kommunen, die sparsam seien und ihre Haushalte zu konsolidie­ren versuchten. Im Fall von Grevenbroi­ch, gerade vom Nothaushal­t in der Haushaltss­icherung angekommen, sei die geforderte „Zwangsabga­be“von 2,8 Millionen Euro geradezu absurd.

Petrauschk­e leitet daraus ab, dass die Glaubwürdi­gkeit von SPD und Grünen im Kreistag sowie die ihres Spitzenkan­didaten bei der Landtagswa­hl infrage zu stellen sei: Einerseits werde auf Kreisebene ein kommunalfr­eundlicher­er Haushalt gefordert, anderersei­ts werde die „perfide Zwangsabga­be“verteidigt, die die Städte jährlich mit Millionen zusätzlich belaste.

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FOTO: WOI Seit 2009 führt Lutz Lienenkämp­er (l.) die CDU im Rhein-Kreis. Am Samstag wurde er auf dem Kreisparte­itag in der Internatio­nalen Schule in Neuss erneut im Amt bestätigt. Jörg Geerlings (Mitte) und Ann-Kathrin Küsters (r.) gratuliert­en.

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