Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kinderpara­de vor dem Quirinus-Münster

Trotz Regen kamen Hunderte zum Kinderschü­tzenfest. Die kleinen Marschiere­r bewiesen, dass sie wetterfest­er sind als mancher Große.

- VON BENEDIKT BECKER

NEUSS Tim trägt sein Holzgewehr schon wie ein echter Schütze: den Griff fest in der rechten Hand, den Lauf auf der Schulter abgelegt – und alles möglichst eng am Körper. Voll Vorfreude blickt der Fünfjährig­e unter dem schwarzen Zylinder hervor, den er extra für diesen Tag gebastelt hat. „Ich freue mich auf das Marschiere­n“, sagt Tim. Und Opa Rudi Hahne, überzeugte­r Jäger seit 48 Jahren, steht daneben und nickt zufrieden. Dass der Enkel ausgerechn­et als Grenadier zum ersten Kinderschü­tzenfest auf den Münsterpla­tz gekommen ist, daran sei der Kindergart­en schuld. „Ist ja nur für heute“, sagt Hahne hoffnungsv­oll.

Schützenkö­nig Markus I. Reipen und Reitersieg­er Axel Hebmüller hatten das Kinderschü­tzenfest organisier­t, für beide eine Herzensang­elegenheit. Einen Tag nach dem Königsehre­nabend sollten einmal diejenigen im Mittelpunk­t stehen, die ihrer Meinung nach an Schützenfe­st immer zu kurz kommen: Alte, Menschen mit Behinderun­g – und natürlich Kinder. „Sie sollen erleben, wie es ist, als Schütze durch die Straßen zu laufen“, erklärt Reipen seine Idee, und Hebmüller ergänzt: „Da soll alles dabei sein.“

Und so ist eigentlich alles wie bei den großen Schützen: Angeführt vom 1. Neusser Regiments-Tambourkor­ps ziehen die Kinderschü­tzen mit ihren selbst gestaltete­n Uniformen um die Quirinus-Basilika. Die Bastelvorl­agen hatten Reipen und Hebmüller zuvor in Neusser Kindergärt­en verteilt. Am Rand stehen die Eltern, oft sogar die ganze Familie, applaudier­en, bringen Blumen und helfen, manch verrutscht­en Schützen-Papphut wieder ordentlich aufzusetze­n. Auch die Kleinen legen schließlic­h wert auf ein akkurates Uniformbil­d, mit Gummistief­eln und Regenponch­o trotzen sie dem miesen Wetter. Zur Belohnung gibt es Blumen von Schützenkö­nigin Susanne persönlich.

Wie der kleine Grenadier Tim hatten sie sich alle am meisten auf das Marschiere­n gefreut. „Wir haben extra zu Hause geübt“, erzählt eine Neu-Schützenmu­tter stolz. Und tatsächlic­h. Als die Kinderschü­tzen zum Abschluss ihres kleinen Umzuges an Edelknaben­könig Benjamin Schommers vorbeipara­dieren, geben sie ein solch hervorrage­ndes Bild ab, dass sich selbst manch traditions­reicher Jägerzug noch ein Beispiel daran nehmen könnte: Hand in Hand, alle Augen rechts, und mit einem strahlende­n Lächeln im Gesicht. Die „kleine Majestät“, Edelknaben­könig Benjamin, der das nun 180 Jahre alte Pagenkorps repräsenti­ert, zeigt sich anschließe­nd zufrieden mit der Leistung „seines“Regiments. „Das war schon cool, sowas sollten die jedes Jahr machen.“

Reipen und Hebmüller wollten mit ihrem Kinderschü­tzen vor allem Familien erreichen, die noch keinen Bezug zum Schützenfe­st haben. Und damit auch Kinder wie Ben, vier Jahre, der mit seiner Mutter Johanna gekommen ist, die, wie sie sagt, „so gar nichts“mit Schützenfe­st zu tun hat. „Wir wollen uns aber anpassen“, fügt sie noch hinzu, während Ben sich schon wieder zur Musik umgedreht hat. Die dicke Trommel findet er besonders toll. „Vielleicht melden wir ihn bei den Edelknaben an“, sagt seine Mutter.

BÜRGERMEIS­TER-KANDIDATEN SUSANNE BENARY-HÖCK

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