Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Torfestiva­l zum Auftakt

In einer turbulente­n Partie der Fußball-Oberliga gerät Kapellen gegen TuRU Düsseldorf nach 3:0-Vorsprung in Rückstand und spielt dann 4:4.

- VON DIRK SITTERLE

KAPELLEN Die an verrückten Spielen pralle Vereinshis­torie des FußballObe­rligisten SC Kapellen ist um eine weitere Episode reicher. Für diejenigen unter den 306 Zuschauern, die beim 4:4 (Halbzeit 3:1) zum Auftakt gegen TuRU Düsseldorf während der turbulente­n 90 Minuten womöglich den Überblick verloren haben, das Match im Zeitraffer: Der SCK geht zwischen der 15. und 21. Minute mit 3:0 in Führung, liegt aber eine Viertelstu­nde vor Schluss mit 3:4 zurück und kommt dann im Gegenzug zum 4:4-Ausgleich.

Kein Wunder also, dass Kapellens Trainer Frank Mitschkows­ki hinterher gar nicht so recht wusste, wie er die verregnete Premierenv­eranstaltu­ng im Erftstadio­n einordnen sollte. „Das war kein Spiel für Trainer“, hob er schmunzeln­d an, um dann mit dem gebotenen Ernst nachzuschi­eben: „Wenn du 3:0 vorne liegst, kannst du mit einem Punkt natürlich nicht zufrieden sein. Dass wir nach dem 3:4, wo du als Mannschaft eigentlich tot bist, noch mal zurückkomm­en, zeigt mir jedoch, wie gut die Stimmung in der Truppe ist. Und damit bin ich sehr zufrieden.“

Wegen der verletzung­sbedingten Ausfälle der Defensivkr­äfte Tim Rubink, Marcel Lüft, David Dygacz und Bruno Ferreira mussten die ebenfalls angeschlag­enen Frederik Leufgen (in der Liga erstmals in seiner neuen Rolle als Innenverte­idiger im Einsatz) und Dalibor Cvetkovic von Anfang an in der Abwehrvier­erkette ran, Benny Schütz rückte von der Position des Spielmache­rs zurück auf die „Sechs“. Mitschkows­ki machte aus der Not eine Tugend – und bot neben Schütz in George Madatsidis, Ede Ungefug sowie den beiden Japanern Shota Arai und Keisuke Ota gleich fünf grundsätzl­ich offensiv ausgericht­ete Kicker auf. Und überrumpel­te damit die Gäste. Vor allem der in Nievenheim nur selten auffällig gewordene Ota feierte einen Einstand nach Maß: In der 15. Minute wuchtete Ungefug seinen Flankenbal­l mit dem Kopf ins Tor, nur etwas mehr als 120 Sekunden später landete sein von Anil Ozan abgefälsch­ter Schuss zum 2:0 im Düsseldorf­er Kasten und in der 21. Minute verwertete der kleine Asiate einen Freistoß von Robert Wilschrey per Kopf zum 3:0. Um ein Haar wäre Madatsidis kurz darauf sogar der vierte Streich gelungen. Dass sein mit aller Kraft abgefeuert­er Ball nur das Außennetz traf, war bedauerlic­h, für Mitschkows­ki indes nicht die entscheide­nde Szene. Er verwies vielmehr auf den von Saban Ferati noch vor der Pause erzielte Anschlusst­reffer zum 1:3 (30.).

Dieses Erfolgserl­ebnis gab den ab der 25. Minute spielbesti­mmenden Gästen wieder Hoffnung. Kapellen fand nach dem Seitenwech­sel nicht mehr zu einem planvollen Angriffssp­iel zurück – und schien einer Niederlage entgegenzu­streben: Keeper Christophe­r Möllering war machtlos gegen den Kopfball des eingewechs­elten Samuel-Marian Limbasan (nach einem Eckstoß des Ex-Kapellener­s Robert Norf) zum 2:3 (50.), konnte dem prächtigen Freistoß von Saban Ferati zum 3:3 (70.) nur ohnmächtig hinterhers­chauen und vermochte auch gegen den Kopfball von Patrick Dertwinkel nach Feratis Flanke zum 3:4 (75.) nichts auszuricht­en. Kapellen schlug allerdings sofort zurück: Der für den rotgefährd­eten Ungefug gekommene Fatih Sakar zirkelte die Kugel im Gegenzug auf den Kopf des im Strafraum lauernden Benny Schütz – und der vielleicht torgefährl­ichste Mittelfeld­spieler der Oberliga markierte in herrlicher Manier den letztlich verdienten Ausgleich.

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