Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gabriels Image-Berater wünschte der SPD eine Niederlage

- VON JAN DREBES

BERLIN Was ist denn nun wieder? Diese Frage dürften sich die Strategen im Berliner Willy-Brandt-Haus jetzt schon zum dritten Mal in diesem Sommer gestellt haben. Erst das Gezänk um die Frage, ob es 2017 überhaupt einen SPD-Kanzlerkan­didaten brauche, dann der Vorschlag einer Urwahl darüber und jetzt diese neue Geschichte, die nur wie der nächste Treppenwit­z klingt: Ein Mann berät den Parteichef und soll die SPD bei der Bundestags­wahl zum Erfolg führen, hatte bis vor Kurzem aber noch ein CDU-Parteibuch und wünschte den Sozialdemo­kraten bei Facebook eine Niederlage.

Kein Witz, die Geschichte ist wahr. Der Inhaber einer Essener PRAgentur, Thomas Hüser, ist seit einigen Monaten im Dienste von SPDChef Sigmar Gabriel. Wie die „Welt“berichtete, solle es zwar noch keinen Vertrag, aber regelmäßig­en Kontakt geben. Pikant ist eben, dass Hüser bis vor wenigen Wochen noch Mitglied in der CDU war und seinem neuen Auftraggeb­er vor weniger als einem Jahr einen deftigen Kommentar auf die Facebook-Seite schrieb: „Gabriel wird beim nächsten Mal wieder 20 plus x einfahren (...) Und das ist auch gut so (...)”, spottete Hüser noch am 6. Dezember 2014 als Reaktion auf Gabriels Haltung zur Bildung einer rot-rotgrünen Koalition in Thüringen.

Ob Gabriel mit einer solchen Personalie das Vertrauen des Wählers und der Partei in die eigene Arbeit zurückgewi­nnen kann? Nicht nur im Willy-Brandt-Haus überwiegt Skepsis: „Statt sich extern oder gar beim Gegner nach Beratern umzusehen, sollte man lieber unter den eigenen Leuten nach Experten suchen“, heißt es dort.

Kritik kommt auch aus NRW, dem mächtigste­n weil größten Landesverb­and der Partei. Dort, so heißt es, sei SPD-Landesvors­itzende und Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft nicht glücklich über Gabriel-Berater Hüser und dessen Verbindun- gen. Denn einer von Hüsers engsten Freunden ist der bei NRW-Genossen umstritten­e Bodo Hombach, ehemaliger Kanzleramt­schef von Gerhard Schröder und zuvor Wirt- schaftsmin­ister unter dem ebenso umstritten­en Ex-Ministerpr­äsidenten Wolfgang Clement. Ausgerechn­et Hombach soll Hüser empfohlen haben. Dass Gabriel den Rat beherzigte, sorgt in NRW für Unmut.

Für Gabriel aber könnte Hüser in Zeiten schwankend­en Vertrauens innerhalb der eigenen Reihen ein Gewinn sein. Zumal der sich wohl gut mit Jim Messina versteht. Den Wahlkampfh­elfer von US-Präsident Barack Obama hatte Gabriel bereits vor Monaten nach Berlin geholt.

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FOTO: HOHL PR-Unternehme­r Thomas Hüser

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