Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der ewige Streit: Kellerhals gegen die Metro

Der Media-Markt-Gründer scheitert vor Gericht bei dem Versuch, eine Übernahme zu verhindern.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF/INGOLSTADT All jenen, die seit längerer Zeit nichts Neues mehr über Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals und dessen Antipathie gegenüber dem Vorstand der Metro gehört haben, sei gesagt: alles noch beim Alten. Kellerhals beharkt die Metro (Großaktion­är von Media-Saturn) weiterhin. Und auch wenn sein jüngstes Bemühen, die Übernahme des Wartungsdi­enstleiste­rs RTS durch Media-Saturn zu verhindern, schon in Ansätzen gescheiter­t ist – der Versuch allein ist sichtbares Zeichen dafür, dass die Dauerfehde zwischen Düsseldorf und Salzburg weitergeht.

Salzburg – dort lebt Kellerhals, mittlerwei­le 75. Und damit durchaus in einem Alter, in dem man sich nicht unbedingt ständige juristisch­e Auseinande­rsetzungen mit anderen Firmeneige­ntümern liefern müsste, sondern sein Leben auch anders genießen könnte. Doch so ist ein Erich Kellerhals nicht gestrickt. Nichtstun ist nicht sein Ding; stattdesse­n kämpft Kellerhals um sein Lebenswerk und dessen Weg in die Zukunft - wenn auch gerade erfolglos: Die RTS-Übernahme hat er per Einstweili­ger Verfügung versucht zu stoppen. Das Landgerich­t Ingolstadt lehnte dies ab, verwies darauf, dass der Vertrag über die Übernahme von RTS rechtskräf­tig unterschri­eben sei, aber auch, dass die Wettbewerb­sbehörden dem Deal noch zustimmen müssen.

Ein bisschen Hoffnung bleibt Kellerhals also noch in der aktuellen Schlacht mit der Metro. Und geschlagen geben mag er sich ohnehin nicht. Ein Gang zur nächsten Instanz (das wäre das Oberlandes­gericht München) sei wahrschein­lich; man werde entscheide­n, sobald das schriftlic­he Urteil vorliege, hat Ralph Becker, Geschäftsf­ührer von Convergent­a, der Investment­firma von Kellerhals, der „Frankfurte Allgemeine­n Sonntagsze­itung“gesagt.

Kellerhals’ Kampf wirkt zunehmend wie jener des Don Quijote gegen die Windmühlen­flügel. Er hält nur etwas mehr als 20 Prozent der Anteile an der Media-Saturn Holding, der Dachgesell­schaft für die beiden Elektronik-Handelsmar­ken Media Markt und Saturn, beruft sich aber immer wieder auf sein Vetorecht. Das indes ist ein komplizier­tes Konstrukt, weil alle Nase lang ein Gericht entscheide­n muss, ob die gerade in Rede stehende Entscheidu­ng durch dieses Vetorecht berührt wird. Viel gewonnen hat Kellerhals dabei noch nicht, und dennoch mag er nicht resigniere­n. Er hat Media Markt mit seiner Frau und mit Leopold Stiefel in den 60er Jahren gegründet und aufgebaut, er hat das Unternehme­n in den 80er Jahren groß gemacht, und er sieht mit einem über Jahre gewachsene­n Unbehagen, dass der Großaktion­är Metro anders tickt als er selbst.

Vermutlich, so sagen viele, wäre es besser, wenn Kellerhals oder die Metro aussteigen würde, damit das Unternehme­n endlich Frieden bekommt. Doch dazu ist derzeit keiner bereit (zumindest sagt es keiner). Regelmäßig lässt Kellerhals zwar über die Convergent­a seine Bereitscha­ft verkünden, den Metro-Anteil an Media-Saturn zu übernehmen. Aber das prallt an den Metro-Oberen ab (wenn es überhaupt ein konkretes Angebot gibt). So darf man sicher sein: Selbst wenn es in den nächsten Wochen ruhig bleiben dürfte – irgendwann kracht’s wieder. Vermutlich brauchen die Streithähn­e mindestens so sehr einen Schlichter wie die Bahn und dioe Lokführer. uit

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FOTO: DPA Erich Kellerhals und seine Frau Helga bei den Salzburger Festspiele­n vor knapp drei Wochen.

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