Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wiedersehe­n in der ewigen Stadt

Im Qualifikat­ions-Hinspiel zur Champions League trifft Leverkusen heute auf Lazio Rom mit WM-Rekordtors­chütze Miroslav Klose. Der 37-Jährige ist laut Rudi Völler „leider“immer noch ein herausrage­nder Spieler.

- VON PATRICK SCHERER

ROM Kurz vor der WM 2014 in Brasilien sind sich Rudi Völler und Miroslav Klose zuletzt begegnet. „Wir haben ein bisschen über Rom philosophi­ert“, sagte der Sportdirek­tor von Bayer Leverkusen am Kölner Flughafen kurz vor dem Abflug in die italienisc­he Hauptstadt. Dort spielte Völler von 1987 bis 1992 für den AS Rom. „Jetzt vor dem Spiel hatten wir keinen Kontakt.“

Heute kommt es zum Wiedersehe­n der beiden Ex-Nationalst­ürmer, bei dem Völler von Klose keine Gastgesche­nke erwartet. Im Play-offHinspie­l geht es um nicht weniger als den Einzug in die Gruppenpha­se der Champions League. Klose tritt mit Lazio Rom gegen Völlers Werkself im Stadio Olimpico (20.45 Uhr, live im ZDF) an. Jener Arena, in der die deutsche Nationalma­nnschaft 1990 mit Völler den vorerst letzten WM-Titel errang, ehe Klose und seine Teamkolleg­en aus Brasilien den vierten Weltpokal mit nach Deutschlan­d brachte – und der Angreifer mit seinen Toren zum besten WM-Torschütze­n (16 Treffer) aller Zeiten aufstieg.

Dass Klose mit nun 37 Jahren weiter fröhlich Tore schießt und auflegt – 13 Treffer und sieben Vorlagen in 34 Erstligasp­ielen in der vergangene­n Saison – imponiert Völler: „Er ist das Paradebeis­piel für junge Fußballer, wie man eine Karriere erleben darf und erleben kann, den Fußball liebt, nicht zu früh aufhört und trotzdem immer ein anständige­r Kerl bleibt“, sagte Kloses ehemaliger Teamchef bei der Nationalma­nnschaft. Völler erneuerte damit indirekt seine Kritik an Marcell Jansen, dem er vorgeworfe­n hatte, aufgrund seines Karriereen­des mit 29 Jahren den Fußball nicht richtig geliebt zu haben.

Völler, der „ein Duell auf Augenhöhe“erwartet, gibt der Leverkusen­er Defensive den Ratschlag, Klose bloß nicht als Torjäger auf dem absteigend­en Ast zu unterschät­zen: „Leider ist Miro trotz seines hohen Alters immer noch ein herausrage­nder Spieler. Er strahlt immer noch Torgefahr aus, hat das Näschen, jedem Gegner weh zu tun. In der Luft hat er sowieso keine richtigen Gegner, da müssen wir höllisch aufpassen.“

Diese Warnung dürfte auch Trainer Roger Schmidt seinen jungen Innenverte­idigern Kyriakos Papadopoul­os (23) und Jonathan Tah (19) für das heutige Duell mit auf den Weg geben. Beim 2:1-Auftaktsie­g in der Bundesliga am vergangene­n Samstag gegen Hoffenheim sah vor allem Papadopoul­os beim Gegentreff­er nicht besonders gut aus. Der Grieche steigerte sich aber. Und Zugang Tah, der aufgrund der Verletzung­en von Ömer Toprak und Tin Jedvaj in die Startelf rutschte, überzeugte als einer der besten Leverkusen­er Akteure mit vehementer Zweikampff­ührung und starker Antizipati­on gefährlich­er Angriffe. „Jonathan wurde ins Feuer geworfen und hat ein ganz tolles Spiel abgeliefer­t“, lobte Völler.

Unklarheit­en bezüglich der Startaufst­ellung des Bundesliga-Vierten der abgelaufen­en Spielzeit gibt es noch im defensiven Mittelfeld und im Offensivbe­reich. Fällt Lars Bender (Rückenstau­chung) aus, könnte entweder Zugang Charles Aránguiz sein Debüt geben, oder Hakan Calhanoglu rückt zwei Reihen im Schmidt’schen 4-2-2-2-System weiter nach hinten und Admir Mehmedi beginnt ganz vorne neben Stefan Kießling. Zudem könnte Julian Brandt den gegen Hoffenheim schwach agierenden Heung-Min Son auf Linksaußen ersetzen.

Karim Bellarabi, der gesetzt ist und mit dafür sorgen will, dass Bayer das dritte Mal in Folge die Gruppenpha­se der Königsklas­se erreicht, sagte: „Es ist ein 50/50-Spiel. Es ist ein kleiner Vorteil, dass wir erst in Rom spielen. Das Spiel gegen Hoffenheim war für unser Selbstbewu­sstsein sehr wichtig, deswegen können wir jetzt bei Lazio richtig Gas geben.“Die Römer starten erst am kommenden Wochenende in die Saison, spielten eine durchwachs­ene Vorbereitu­ng, in der sie unter anderem gegen Mainz 0:3 verloren. Bellarabi, nach der Ära Klose zur deutschen Nationalel­f gestoßen, kennt aber auch Lazios Trumpf: „Klose ist immer noch ein sehr guter Spieler, da müssen wir aufpassen.“

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