Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wiedersehen in der ewigen Stadt
Im Qualifikations-Hinspiel zur Champions League trifft Leverkusen heute auf Lazio Rom mit WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose. Der 37-Jährige ist laut Rudi Völler „leider“immer noch ein herausragender Spieler.
ROM Kurz vor der WM 2014 in Brasilien sind sich Rudi Völler und Miroslav Klose zuletzt begegnet. „Wir haben ein bisschen über Rom philosophiert“, sagte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen am Kölner Flughafen kurz vor dem Abflug in die italienische Hauptstadt. Dort spielte Völler von 1987 bis 1992 für den AS Rom. „Jetzt vor dem Spiel hatten wir keinen Kontakt.“
Heute kommt es zum Wiedersehen der beiden Ex-Nationalstürmer, bei dem Völler von Klose keine Gastgeschenke erwartet. Im Play-offHinspiel geht es um nicht weniger als den Einzug in die Gruppenphase der Champions League. Klose tritt mit Lazio Rom gegen Völlers Werkself im Stadio Olimpico (20.45 Uhr, live im ZDF) an. Jener Arena, in der die deutsche Nationalmannschaft 1990 mit Völler den vorerst letzten WM-Titel errang, ehe Klose und seine Teamkollegen aus Brasilien den vierten Weltpokal mit nach Deutschland brachte – und der Angreifer mit seinen Toren zum besten WM-Torschützen (16 Treffer) aller Zeiten aufstieg.
Dass Klose mit nun 37 Jahren weiter fröhlich Tore schießt und auflegt – 13 Treffer und sieben Vorlagen in 34 Erstligaspielen in der vergangenen Saison – imponiert Völler: „Er ist das Paradebeispiel für junge Fußballer, wie man eine Karriere erleben darf und erleben kann, den Fußball liebt, nicht zu früh aufhört und trotzdem immer ein anständiger Kerl bleibt“, sagte Kloses ehemaliger Teamchef bei der Nationalmannschaft. Völler erneuerte damit indirekt seine Kritik an Marcell Jansen, dem er vorgeworfen hatte, aufgrund seines Karriereendes mit 29 Jahren den Fußball nicht richtig geliebt zu haben.
Völler, der „ein Duell auf Augenhöhe“erwartet, gibt der Leverkusener Defensive den Ratschlag, Klose bloß nicht als Torjäger auf dem absteigenden Ast zu unterschätzen: „Leider ist Miro trotz seines hohen Alters immer noch ein herausragender Spieler. Er strahlt immer noch Torgefahr aus, hat das Näschen, jedem Gegner weh zu tun. In der Luft hat er sowieso keine richtigen Gegner, da müssen wir höllisch aufpassen.“
Diese Warnung dürfte auch Trainer Roger Schmidt seinen jungen Innenverteidigern Kyriakos Papadopoulos (23) und Jonathan Tah (19) für das heutige Duell mit auf den Weg geben. Beim 2:1-Auftaktsieg in der Bundesliga am vergangenen Samstag gegen Hoffenheim sah vor allem Papadopoulos beim Gegentreffer nicht besonders gut aus. Der Grieche steigerte sich aber. Und Zugang Tah, der aufgrund der Verletzungen von Ömer Toprak und Tin Jedvaj in die Startelf rutschte, überzeugte als einer der besten Leverkusener Akteure mit vehementer Zweikampfführung und starker Antizipation gefährlicher Angriffe. „Jonathan wurde ins Feuer geworfen und hat ein ganz tolles Spiel abgeliefert“, lobte Völler.
Unklarheiten bezüglich der Startaufstellung des Bundesliga-Vierten der abgelaufenen Spielzeit gibt es noch im defensiven Mittelfeld und im Offensivbereich. Fällt Lars Bender (Rückenstauchung) aus, könnte entweder Zugang Charles Aránguiz sein Debüt geben, oder Hakan Calhanoglu rückt zwei Reihen im Schmidt’schen 4-2-2-2-System weiter nach hinten und Admir Mehmedi beginnt ganz vorne neben Stefan Kießling. Zudem könnte Julian Brandt den gegen Hoffenheim schwach agierenden Heung-Min Son auf Linksaußen ersetzen.
Karim Bellarabi, der gesetzt ist und mit dafür sorgen will, dass Bayer das dritte Mal in Folge die Gruppenphase der Königsklasse erreicht, sagte: „Es ist ein 50/50-Spiel. Es ist ein kleiner Vorteil, dass wir erst in Rom spielen. Das Spiel gegen Hoffenheim war für unser Selbstbewusstsein sehr wichtig, deswegen können wir jetzt bei Lazio richtig Gas geben.“Die Römer starten erst am kommenden Wochenende in die Saison, spielten eine durchwachsene Vorbereitung, in der sie unter anderem gegen Mainz 0:3 verloren. Bellarabi, nach der Ära Klose zur deutschen Nationalelf gestoßen, kennt aber auch Lazios Trumpf: „Klose ist immer noch ein sehr guter Spieler, da müssen wir aufpassen.“