Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hausverkau­f ermöglicht die Golfkarrie­re des Sohnes

Jason Day, der als Zwölfjähri­ger auf die schiefe Bahn geriet, gewinnt sein erstes Major-Turnier.

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KOHLER (sid/dpa) Der letzte Putt war noch nicht eingelocht, als bei Jason Day alle Dämme brachen. Ungläubig schüttelte der Australier immer wieder den Kopf, Tränen kullerten über das Antlitz, ehe er den Ball aus wenigen Zentimeter­n versenkte und das Ziel seiner Träume erreichte. „Es fühlt sich so extrem gut an, endlich ein Major-Champion zu sein“, sagte Day nach dem Triumph bei der US PGA Championsh­ip in Kohler. Der 27-Jährige siegte souverän vor Jordan Spieth – dem neuen Branchenfü­hrer.

Sechsmal hatte Day zuvor eines der großen vier Turniere (noch US Masters, US Open, British Open) unter den Top-4 beendet. Besonders bitter war der dritte Rang beim US Masters 2013. Drei Löcher vor dem Ende hatte der Familienva­ter noch geführt, ehe ihn zwei Bogeys (ein Schlag über Par) zurückwarf­en. „Damals war er extrem von sich enttäuscht“, sagte seine hochschwan­gere Frau Ellie. „Wenn es dieses Mal nicht geklappt hätte“, meinte Day, der seine Frau und Sohn Dave immer wieder küsste, „wäre es sehr schwer geworden, noch einmal zurückzuko­mmen.“

Nun durften die Experten den Sohn eines Australier­s und einer philippini­schen Mutter endlich von der Liste der besten Spieler ohne Major-Sieg streichen. „Ich habe nicht gedacht, dass ich weinen werde. Aber es war einfach zu emotional“, sagte Day – wohl auch, weil sein Weg zum Top-Golfer alles andere als vorgezeich­net war.

Nach dem frühen Krebstod seines Vaters Alvin geriet der junge Jason auf die schiefe Bahn. Dass seine Mutter später das Haus verkaufte, nur um ihrem Sohn ein profession­elles Training zu ermögliche­n, setzte Day auch unter Druck. Einen großen Anteil an seinem Aufstieg hat Colin Swatton (46), sein Caddie und Coach. „Er nahm mich unter seine Fittiche und gab mir eine Richtung, als ich mich mit zwölf lieber prügelte und betrank“, sagte Day. Der Australier bekam die Kurve. Mit dem Preisgeld von 1,62 Millionen Euro steigerte er seine Einnahmen auf der Profi-Tour (PGA) auf 21,34 Millionen Euro.

„Das war filmreif, eine wahre Lehrstunde“, lobte Jordan Spieth (22) den Sieger, mit dem er die letzte Runde bestritten hatte und der 20 Schläge unter Standard blieb – einmalig in der Geschichte der vier Major-Turniere. Bei den US Open im Juni hatte er den von Schwindela­nfällen geplagten Day, der damals sogar einmal stürzte, noch abfangen können. Aber auch Spieth strahlte. Als Zweitjüngs­ter nach Tiger Woods (1997/damals 21 Jahre) übernahm er die Führung in der Weltrangli­ste von Rory McIllroy. Der Nordire belegte nach seinem Bänderriss „nur“Platz 17. Enttäuscht war Martin Kaymer. Der Mettmanner rutschte am Schlusstag noch von Rang fünf auf Platz zwölf ab.

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FOTO: DPA Jason Day, beobachtet von seinem Trainer und Caddie Colin Swatton, ließ den Tränen freien Lauf.

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