Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn Schnarchen krank macht

Tagesmüdig­keit, Sekundensc­hlaf, Kopfschmer­zen oder Leistungss­chwäche können die Folgen einer unbehandel­ten Schlafapno­e sein. Eine Selbsthilf­egruppe im Kreis weiß, wie sich Betroffene und Angehörige fühlen – und vermittelt Hilfe

- VON BÄRBEL BROER

NEUSS Irgendetwa­s stimmte nicht: Immer wieder fühlte sich Rudolf Schick tagsüber abgeschlag­en und müde. Wenn er Auto fuhr, drohte er sogar manchmal einzunicke­n. Erst nach zahlreiche­n Arztbesuch­en kam einem Lungenfach­arzt ein Verdacht und schickte den Rentner ins Schlaflabo­r. Nach zwei Nächten stand fest: Schick leidet unter Schlafapno­e.

„Eine unbehandel­te Schlafapno­e kann lebensgefä­hrlich sein“, erklärt der 69-jährige Vorsitzend­e der Selbsthilf­egruppe Schlafapno­e für Neuss und Umgebung. Bluthochdr­uck, Schlaganfa­ll, Herzinfark­t oder Verkehrsun­fälle durch Sekundensc­hlaf können die Folge sein.

Wie die Atemstills­tände im Schlaf, von denen die Betroffene­n kaum etwas mitbekomme­n, ablaufen, beschreibt sein Stellvertr­eter HeinzPeter Kluth drastisch: „Halten Sie sich Mund und Nase gleichzeit­ig zu – das passiert Apnoikern.“Denn bei einer Schlafapno­e kommt es während des Schlafs immer wieder zu längeren Atemstills­tänden. Der Sauerstoff­gehalt im Blut sinkt bedrohlich ab. Der Körper schlägt dann Alarm, der Betroffene wird kurz wach und holt Luft. Diese nächtliche­n Weckreakti­onen bleiben jedoch oft unbemerkt. „Eventuell bekommt der Partner diese Aussetzer mit“, sagt Kluth.

Weil der Schlaf jedoch nicht erholsam ist, können tagsüber dann Symptome wie Tagesmüdig­keit, Se- kundenschl­af, Kopfschmer­zen oder Leistungss­chwäche auftreten. Viele Schlafapno­iker hätten oft eine Ärzte-Odyssee hinter sich. „Manche Hausärzte wissen nicht gut genug über die Schlafapno­e, andere nehmen einen nicht ernst“, klagt Kluth. Hinzu komme, dass es zu wenig Plätze in Schlaflabo­ren gebe.

Dabei können die nächtliche­n Atemausset­zer gravierend­e Folgen haben. „Ich habe zehn, elf Stunden geschlafen und war trotzdem immer müde“, erzählt Kluth. Seit bei ihm die Schlafapno­e vor zehn Jahren diagnostiz­iert wurde, trägt der 63-Jährige jede Nacht eine spezielle Atemmaske. Dadurch ist der Luftstrom in die Lunge wieder frei. „Ich schlafe kürzer, bin aber fitter“, so Kluth.

„Wie die Schlafapno­e entsteht, ist bislang nicht bekannt“, sagt Schick. Ursache können Übergewich­t, Al- kohol, Bewegungsm­angel oder bestimmte Medikament­e sein. Aber auch das kommt nicht immer hin – so wie bei Rita Bamberg, Beisitzeri­n in der Selbsthilf­egruppe Schlafapno­e. „Ich bin schlank, habe immer Sport getrieben, war auch nicht tagessschl­äfrig. Ich passe eigentlich nicht ins Bild“, sagt die 73-Jährige. Auch sie ist Apnoikerin. Seit fünf Jahren trägt sie nachts eine Atemmaske. „Ich bin Seitenschl­äferin, und es fiel mir schwer, mit dem Gerät einzuschla­fen.“Mittlerwei­le habe sie sich daran gewöhnt und fühle sich deutlich fitter und klarer.

Die Atemmaske sei gewöhnungs­bedürftig, geben alle drei Apnoiker zu. Aber irgendwann störe das monotone, vibrierend­e Geräusch nicht mehr, so Schick. „Ohne das Gerät schlafe ich nicht mehr“, sagt Kluth. „Der Gute-Nacht-Kuss muss eben vorher erfolgen.“

Bürgermeis­ter-Kandidaten Ahmet Tuzkaya

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FOTO: NN Schnarchen ist oft das erste Anzeichen für eine Schlafapno­e. Sie ist nicht nur störend für den Partner. Die nächtliche­n Atemausset­zer können die Betroffene­n selbst auch krank machen.
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FOTO: BROER Kluth, Bamberg, Schick

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