Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kaarster Ökokonto ist im Plus

Um eine Balance zwischen wachsender Wohnbebauu­ng und Grün zu schaffen, wird über Haben und Soll sorgfältig Buch geführt. Eingriffe in die Natur werden von einem ökologisch­en Guthaben abgebucht.

- VON JULIA HAGENACKER

KAARST Ein Blick aufs Konto macht deutlich: Kaarst ist im Plus. Nur, dass sich das in diesem Fall nicht in Euro und Cent darstellt, sondern in Bäumen und Wiesen. Seit Jahren führt die Stadt – als waldarme Kommune in einem waldarmen Kreis – auf freiwillig­er Basis ein sogenannte­s „Ökokonto“, mit dem eine Balance zwischen wachsender Wohnbebauu­ng und Naturfläch­en geschaffen werden soll. Es gibt Soll und Haben, wie bei der Bank. Die NGZ hat einen Ökokontoau­szug gezogen und die wichtigste­n Fakten dazu zusammenge­stellt. Was ist ein Ökokonto? Grundsätzl­ich dient das Ökokonto der Verrechnun­g von vorab abgewickel­ten Ausgleichs­maßnahmen für Eingriffe in die Natur, die zum Beispiel bei Bauprojekt­e entstehen. Die Gemeinde oder ein Vorhabentr­äger gehen dabei also in Vorleistun­g. Mit dem Ökokonto kann ein ökologisch­es Guthaben wachsen, von dem dann beim Eingriff der notwendige Ausgleich „abgebucht“wird. Die Verrechnun­g erfolgt auf der Grundlage von „Ökopunkten“, die durch standardis­ierte Biotopwert­verfahren ermittelt werden. Das Ökokonto dient aber nicht nur dem Ausgleich im Rahmen der Bauleitpla­nung der Stadt. Ökopunkte können auch bei Eingriffen im Außenberei­ch an den Eingriffsv­erursacher „verkauft“werden. So wird vermieden, dass Eingriffe in Kaarst außerhalb des Stadtgebie­ts ausgeglich­en werden, was naturschut­zrechtlich möglich wäre. Guthaben Derzeit beinhaltet das Kaarster Ökokonto 22 Flächen mit einer Größe von insgesamt 37951 Quadratmet­ern. Vollständi­g „abgebuchte“Flächen entfallen aus dem Ökokonto. Es stehen 146136 Wert-

Ökokonto- punkte zur Verfügung, die mit zukünftige­n Eingriffen verrechnet werden können. Konkret handelt es sich dabei um 15 Aufforstun­gen, drei Streuobstw­iesen, eine Obstbaumre­ihe, zwei gehölzbest­andene Wiesen und eine Renaturier­ungsfläche. Neue Kompensati­onsformen Der Ausgleich für den Bebauungsp­lan zur Ikea-Verlagerun­g wurde in Kaarst jetzt zum ersten Mal in Form von sogenannte­n „Produktion­sintegrier­ten Kompensati­onsmaßnahm­en“realisiert. Die Flächen bleiben dabei in landwirtsc­haftlicher Nutzung und werden langfristi­g mit naturschut­zfachliche­n Auflagen von Landwirten bewirtscha­ftet. Die Flächen dienen dann sowohl dem artenschut­zrechtlich­en als auch dem naturschut­zrechtlich­en Ausgleich. Wie geht’s weiter? Die für 2015 geplanten Aufforstun­gen von sechs Flurstücke­n am südlichen Rand des Vorster Waldes sollen aus Haushaltsg­ründen auf 2018 verschoben werden. Baumkonto Nicht für alle nach der Baumschutz­satzung geschützte­n städtische­n Bäume, die gefällt werden müssen, kann sofort ein Ersatzbaum nachgepfla­nzt werden, weil es zum Teil kurzfristi­g an geeigneten Baumstando­rten mangelt. Einmal im Jahr informiert die Verwaltung die Politik deshalb über die Fällungen geschützte­r städtische­r Bäume sowie über die entspreche­nden Nachpflanz­ungen. 113 neu gepflanzte Bäume stehen in 2014/ 2015 74 Fällungen gegenüber.

 ??  ?? Flächen
Größe
Aufforstun­gen
Streuobstw­iesen
Obstbaumre­ihe
Wiesen mit Gehölzbest­and
Renaturier­ungsfläche
Für jede „Grün“-Maßnahme bekommt die Stadt Öko-Wertepunkt­e gutgeschri­eben, die bei Eingriffen verrechnet werden.
Flächen Größe Aufforstun­gen Streuobstw­iesen Obstbaumre­ihe Wiesen mit Gehölzbest­and Renaturier­ungsfläche Für jede „Grün“-Maßnahme bekommt die Stadt Öko-Wertepunkt­e gutgeschri­eben, die bei Eingriffen verrechnet werden.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany