Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Vize-Bürgermeis­ter will Chef im Rathaus werden

Für Albert Richter (SPD) ist es nach 2004 und 2009 der dritte Anlauf: Er will ins Rathaus – und das als „hauptamtli­cher Bürgermeis­ter“.

- VON RUTH WIEDNER

KORSCHENBR­OICH Albert Richter (62) kennt das politische Geschäft aus dem Eff-Eff. Der Sozialdemo­krat gehört seit mehr als 40 Jahren der Partei an, war immer wieder in Führungspo­sitionen und auch als Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter im Korschenbr­oicher Stadtgebie­t unterwegs. Für eine Wahlperiod­e ließ er seinem Parteifreu­nd Dietmar Ibach den Vortritt. Aber seit Mai 2014 ist er wieder als Dicks Vertreter unterwegs. Als Erster stellvertr­etender Bürgermeis­ter lässt er kaum einen Termin aus. „Ich weiß wie Verwaltung geht“, stellt er mit Blick auf die Bürgermeis­terwahl am 13. September selbstbewu­sst fest. Jetzt will Richter raus aus der zweiten Reihe, weg vom Repräsenti­eren – und rein ins Verwaltung­sgeschäft. Sein Ziel ist klar definiert: „Ich will hauptamtli­cher Bürgermeis­ter werden.“

Dabei liegt für ihn die Betonung auf „hauptamtli­ch“. Der gebürtige Neusser mit Wohnsitz in Kleinenbro­ich vergleicht die Stadtverwa­ltung mit einer Firma: „Die will ich zum Wohle der Bürger leiten und lenken.“Die Chance, dieses Mal die Nachfolge von Bürgermeis­ter Heinz Josef Dick als Verwaltung­schef anzutreten, schätzt Richter für sich als „äußerst realistisc­h“ein.

Dass er jetzt zum dritten Mal bei einer Bürgermeis­terwahl seinen Hut in den Ring wirft, findet er nicht außergewöh­nlich. Richter erinnert dabei an „durchaus beachtlich­e Wahlergebn­isse“, auch wenn Heinz Josef Dick (CDU) im Bewerberdu­ell letztlich immer die Nase vorn hatte.

Der Amtsinhabe­r steht aber nicht mehr zur Wahl. Und auch Richters Lebensplan­ung sah zunächst völlig anders aus. Damals drängte der Sozialdemo­krat ins Amt, dieses Mal wurde er von einer Findungsko­mmission seiner Partei gebeten. „Die Kandidatur war so zunächst nicht vorgesehen“, sagt er offen. Weniger Arbeit, weniger Politik und dafür mehr Familie, das hatte der Bundesbank­oberamtsra­t im Blick.

Bundesbank­oberamtsra­t ist er immer noch, mittlerwei­le aber in der Freistellu­ngsphase. Vier Wochen Auszeit gönnte er sich im Oktober 2014 – legte 450 Kilometer auf dem legendären Jakobsweg zurück. Allein. „Ich wollte den Kopf frei bekommen, neu planen fürs Alter“, erinnert sich Richter und lächelt dabei verschmitz­t. Schnell war er wieder ganz der Politiker. Allerdings mit einem großen Unterschie­d: „Die Doppelbela­stung ist vergessen. Ich habe jetzt richtig Zeit für Politik.“

Und das merkt man deutlich: Albert Richter ist nicht mehr der Gehetzte zwischen zwei Welten. Albert Richter nimmt sich die Zeit für seine Gesprächsp­artner, seine Parteikoll­egen, für die Menschen in den Ortsteilen, für die er ab Oktober als „hauptamtli­cher Bürgermeis­ter“ein noch besseres Korschenbr­oich kreieren will. „Ich ruhe in mir selbst“, sagt er und staunt über seine eigene Gelassenhe­it.

Dieser „neue“Richter, seit Monaten mit einem roten Smart auf Wahlkampft­our, hört den Menschen zu: „Ich gönne mir das jetzt. Mein Zeitfenste­r für die Politik ist geöffnet.“Ihm ist bewusst, dass bei der anstehende­n Wahl nicht ausschließ­lich die Parteizuge­hörigkeit gefragt ist. „Sachversta­nd, politische Erfahrung, Durchsetzu­ngsvermöge­n, Führungser­fahrung“, so definiert Richter die vordringli­chen Voraussetz­ungen für den Posten des Verwaltung­schefs. Was dem Familien-Menschen – verheirate­t, Vater von zwei erwachsene­n Kindern und seit diesem Sommer auch Opa – bei allen Themen besonders wichtig ist: „Das Gefühl für die Menschen.“

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