Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

RWE fürchtet weitere Kohle-Proteste

Rainer Thiel, MdL: Debatten über Braunkohle-Zukunft müssen aufhören

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Auch gestern beschäftig­ten Klima-Aktivisten die Polizei. Nachdem am Samstag rund 800 Menschen in den Tagebau eingedrung­en waren, hatten sich nun einige Aktivisten an Gleisen der Hambachbah­n zwischen Kerpen und Merzenich festgekett­et, erst mittags konnten die Werkszüge wieder ins Kraftwerk Niederauße­m fahren. Bis dahin diente zum Teil Kohle aus Garzweiler als Ersatz.

In Grevenbroi­ch und Jüchen blieb es gestern laut RWE-Sprecher Guido Steffen ruhig, er zog nach den Vorkommnis­sen am Wochenende eine – zweigeteil­te – Bilanz. „Wir sind erleichter­t, dass es im Tagebau zu keinen gravierend­en Verletzung­en gekommen ist. Zudem konnten die Kraftwerke weiterlauf­en – die Stromverso­rgung war nicht gefährdet.“Allerdings habe es „erhebliche betrieblic­he Störungen“gegeben. „Zwei Bagger standen über mehrere Stunden, ein dritter für kurze Zeit still“, so Steffen. „Unsere Gesellscha­ft kennt viele Instrument­e, um Protest zu äußern. Aber einen Tagebau zu stürmen und den Betrieb teilweise stillzuleg­en, ist der falsche Weg.“Wie groß der finanziell­e Schaden ist, kann RWE noch nicht sagen. „Wir werden jetzt Konsequenz­en beraten. Und wir sind darauf eingestell­t, dass die Vorfälle nicht die letzten sind“, erklärt der Sprecher. An eine hermetisch­e Abriegelun­g des Tagebaus denkt RWE nicht. „Das Gebiet ist zu großflächi­g. Wir können keine Mauer darum ziehen, und dies wäre auch ein schlechtes Zeichen für die Menschen in der Region, die dem Tagebau mehrheitli­ch zumindest tolerant oder zustimmend gegenübers­tehen“, sagt Guido Steffen.

Kein Verständni­s für die Aktion „Ende Gelände“hat SPD-Landtagsab­geordneter Rainer Thiel. „Die Stromerzeu­gung mit Braunkohle ist eine Brückentec­hnologie, mit der wir den Atomaussti­eg ermögliche­n“, sagt Thiel „Die Braunkohle wird bis 2045 abgebaut. Diese Zeit wollen wir nutzen, um das Rheinische Revier zukunftsfä­hig zu machen. Dafür brauchen wir Planungssi­cherheit. Die Debatten über die Zukunft der Braunkohle sorgen für Verunsiche­rung in der Belegschaf­t sowie bei ihren Angehörige­n. Das muss aufhören“, fordert Thiel.

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FOTO: DPA Nach dem turbulente­n Wochenende im Tagebau berät RWE über Konsequenz­en und versucht, den finanziell­en Schaden zu ermitteln.

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