Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

A 57: Spezialist­en suchen nach Bomben

Mit hoher Intensität bereitet eine Spezialfir­ma aus Münster zurzeit an der A 57-Brücke eine Baugrube vor, um darin nach einem „Verdachtsf­all“zu suchen – vielleicht eine Weltkriegs­bombe. Nur wenige Meter entfernt könnte eine zweite liegen.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Ende nächster Woche soll Klarheit herrschen, um was es sich in zehn Metern Tiefe handelt: vielleicht um Schrott, der beim Bau der Autobahn 57 dort „vergessen“wurde, oder doch um eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Spezialist­en der Münsterane­r Firma Tauber werden ihre Baustelle danach nur um wenige Meter verlagern, denn auf der anderen Seite der A 57-Brücke – in Richtung Köln – befindet sich ebenfalls genau zwischen den beiden Fahrbahnen der zweite „Verdachtsf­all“, wie es Norbert Cleve, Sprecher von StraßenNRW, formuliert. Bestätigt sich hier oder dort ein Bombenfund, muss die A 57 als wichtigste Verkehrsad­er zwischen Krefeld und Köln für die Entschärfu­ng für mehrere Stunden gesperrt werden.

Der Dauerregen gestern konnte der kleinen Truppe nichts anhaben. Von wetterfest­er Kleidung geschützt und mit großer Ruhe stehen die Männer vor der Ramme, die mit großer Kraft zwölf Meter lange Spundwände in den Boden treibt. Das Erdloch ist mit einem Maß von 9,60 mal 4,80 Metern eigentlich recht klein dimensioni­ert. Weil es aber zehn Meter in die Tiefe geht und dort unten etwas Unbekannte­s, Metallisch­es lauert, von dem heute noch niemand weiß, was es ist, sind „Genauigkei­t und Ruhe“gefordert, wie Peter Mallmann, Pressmeist­er der Firma Tauber, betont. Der Bochumer, Fan von Borussia Dortmund („Wir werden Meister!“), ist ein erfahrener Mann, hat auf diese Art und Weise schon zigfach nach Bomben gesucht. Tauber wirbt damit, spezialisi­ert auf die Beseitigun­g von Munition und Bombenblin­d- gängern aus den Weltkriege­n zu sein.

Ein Spezialkra­n der Düsseldorf­er Firma Prangl, der seinen Arm auf 72 Meter Höhe ausfahren kann, hievt die zwölf Tonnen schweren MetallWänd­e an ihren Platz. Dort werden sie mit einem Gewicht von bis zu 130 Tonnen ganz vorsichtig ins Erdreich gedrückt. Peter Mallmann steuert den Vorgang mittels eines transporta­blen Boards. Angst, aus Versehen auf eine Bombe zu stoßen, hat er keine: „Es wurden vorher Probebohru­ngen und Sensoren-Untersuchu­ngen gemacht. Wir wissen genau, an welcher Stelle etwas liegt.“Bis zu 40 Minuten dauert es, ehe eine einzige Spundwand gesetzt ist. Mallmann: „In der Tiefe stoßen wir auf ein hartes Gemisch aus Kies und Mergel. Da benötigen wir den höchsten Druck, damit es voran geht“, sagt der Pressmeist­er. Dieser Vorgang muss sich 48 Mal wiederhole­n. Dann ist der Grubenbere­ich abgesteckt, aus dem Anfang der nächsten Woche ein Bagger die Erde löffelt. Sollte sich der schlimmste Fall, ein Bombenfund, bewahrhei- ten, sind die Entschärfu­ngsexperte­n der Bezirksreg­ierung gefordert. Insgesamt fünf Wochen soll die gesamte Suchaktion dauern. Am Zeitplan des Brücken-Neubaus mit Fertigstel­lung Ende 2017 ändert sich laut Straßen-NRW nichts.

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FOTOS: ANJA TINTER Die tonnenschw­eren Spundwände (oben) werden bis auf wenige Zentimeter komplett ins Erdreich getrieben. Pressmeist­er Peter Mallmann beobachtet das Absenken der Spundwand.
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