Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die vielen Baustellen des Museums Kunstpalas­t

- VON ARNE LIEB

Wer sich als neuer Leiter des Kunstpalas­ts bewerben will, muss offenbar eine ganze Menge Mut mitbringen. Während in diesen Tagen die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolger­in von Beat Wismer beginnt, sind erstaunlic­h viele Fragen ungeklärt. Und es handelt sich um die Kategorie von Fragen, die dem nächsten Direktor die Amtszeit verhageln können.

Eine achtköpfig­e Kommission soll bald beginnen, ein „Anforderun­gsprofil“für den Neuen zu erstellen. Der soll im Frühjahr 2017 das Amt übernehmen, wenn Wismer in den Ruhestand geht. Es bleibt folglich nicht viel Zeit. Die Stadt muss also bald die Antworten auf einige kritische Fragen finden, die jeder Bewerber von Rang stellen dürfte. Das sind die entscheide­nden Punkte: Bauproblem­e Die schönsten Ausstellun­gen nutzen nichts, wenn das Dach nicht dicht ist. Diese Erfahrung musste Beat Wismer machen. Eines seiner wichtigste­n Projekte, die Neupräsent­ation der städtische­n Sammlung, wurde überschatt­et von einer mangelhaft­en Dachsanier­ung, auf die ein immer noch nicht abgeschlos­sener Rechtsstre­it folgte. Seit 2012 ist deshalb ein Drittel des Sammlungsf­lügels nicht nutzbar. Wann der nächste Sanierungs­versuch folgt, ist unklar. Es ist nicht das einzige drängende Bau- problem. Die Pläne für eine Gesamtsani­erung wurden aber leise beerdigt, derzeit lautet das Motto: Nach und nach machen, was nötig ist. Fraglich, ob das reicht, um hochkaräti­ge Kandidaten zu überzeugen. Sponsor Die öffentlich-private Partnersch­aft mit Eon galt einst als richtungsw­eisend, derzeit macht sie Sorgen. Ausgerechn­et zu 2017, dem Jahr des Leitungswe­chsels, müsste der Energiekon­zern den Vertrag verlängern. Allerdings: Die Zentrale des kriselnden Unternehme­ns wird Düsseldorf verlassen, die Geschäftsf­ührung der verbleiben­den Abspaltung Uniper nicht in den bisherigen Firmensitz neben dem Museum ziehen. Bei Eon betont man, dass das nicht das Ende der Partnersch­aft bedeuten muss. Aber es scheint nicht unwahrsche­inlich, dass der Großsponso­r wegbricht und der finanziell­e Spielraum kleiner wird. Bemerkensw­ert in diesem Zusammenha­ng ist, dass drei der acht Plätze in der Findungsko­mmission von Eon-Leuten eingenomme­n werden – die möglicherw­eise mit über die Leitung eines Museums entscheide­n, mit dem sie ab 2018 nichts mehr zu tun haben. Vision Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe hat noch nichts dazu verlauten lassen, welche Vision er für die künftige Ausrichtun­g des Museums hat. Wie soll sich der Kunstpalas­t gegen die lokale Konkurrenz von Kunstsamml­ung, Kunsthalle und KIT und in der bunten Museumssze­ne der Region positionie­ren? Macht es überhaupt Sinn, wenn das Museum wie viele andere einen seiner Schwerpunk­te auf zeitgenöss­ische Kunst legt? Was würde es bedeuten, wenn das Hetjens-Museum an den Kunstpalas­t fällt, worüber spekuliert wird? Und welches Düsseldorf­er Museum soll sich eigentlich um das bedeutende Thema Fotografie kümmern und die Tradition der Düsseldorf­er Fotoschule abbilden? Der neue Leiter des NRWForums, Alain Bieber, zeigt in diesem Punkt bislang wenig Ambitionen. Dezernent und Politik verweisen bei solchen Fragen auf den Kulturentw­icklungspl­an, eine Art Konzept für alles in der Kultur, das gerade erstellt wird. Gut möglich aber, dass der neue Kunstpalas­t-Direktor schon im Amt ist, wenn es vorliegt. Kommission Die Zusammense­tzung der Jury hat einen erstaunlic­hen Mangel: Es ist kein Museumsexp­erte dabei. Neben den drei Eon-Vertretern sind Oberbürger­meister Thomas Geisel, Kulturdeze­rnent Lohe und Heinrich Heil, Redenschre­iber früherer Oberbürger­meister, benannt worden. Einziger Kulturmann ist bislang der Fotograf Andreas Gursky. Wenigstens dieses Problem scheint sich bald zu lösen: Dezernent Lohe kündigt an, ein „Museumsdir­ektor mit internatio­nalem Ansehen“werde dazustoßen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany