Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Naturschüt­zer: Bis zu 80 Wölfe könnten in NRW leben

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DÜSSELDORF (dpa) Noch zwei bis drei Jahre – dann ist NRW Wolfsland. Das steht für Umweltschü­tzer Josef Tumbrinck fest. „Im benachbart­en Niedersach­sen haben sich innerhalb von nur drei Jahren fünf Rudel gebildet“, stellte der langjährig­e Naturschüt­zer bei der Vorstellun­g des Nabu-Jahresberi­chts in Düsseldorf fest. „Allein im vergangene­n Jahr gab es 22 Jungtiere.“

Damit steht auch für das NRWUmweltm­inisterium fest: „Wir sind Wolf-Erwartungs­land.“Schon zwei Wölfe wurden in diesem Jahr im Land nachgewies­en: Im Januar tappte ein Tier im Siegerland in eine Fotofalle. Ein weiterer Artgenosse wurde im ostwestfäl­ischen Stemwede nachgewies­en.

Im Prinzip biete ganz NRW attraktive Lebensräum­e für Wölfe, erklärt Tumbrinck. „Er ist kein Waldtier. Er sucht auch die offene Kulturland­schaft.“Damit komme auch die Wahner Heide oder der Königsfors­t vor den Toren der Millionens­tadt Köln infrage. „Es sind auch schon Wölfe auf Berliner Stadtgebie­t gesichtet worden.“Im großen Flächenlan­d NRW wären „mindestens zehn Rudel tragfähig fürs Land“, meint Tumbrinck. „Das wären bis zu 80 Tiere.“

Auf der Speisekart­e ganz oben stehen bei Wölfen junge Wildschwei­ne. Auch Schafe und Rehe werden gern gerissen. „Ganz effektiv mit einem Kehlenbiss“, erklärt Tumbrinck. „Der Wolf wird das Öko-System verändern.“Das sei aber erwünscht, denn seit Jahren fehlten Raubtiere wie Bären, Wölfe oder der Luchs als Regulatore­n an der Spitze der Nahrungske­tte. Das führt zu Überpopula­tionen bei Tieren ohne natürliche Feinde. „Wir Menschen gehören nicht ins BeuteSpekt­rum der Wölfe“, beruhigt Nabu-Wolfsexper­te Thomas Pusch.

Ganz unten in der Nahrungske­tte macht derzeit ein ganz kleines Tier den Umweltschü­tzern Sorgen: der Feldhamste­r, der seit Jahrzehnte­n die Diskussion um Artenschut­z contra Industriep­rojekte bestimmt. Vor Jahrzehnte­n noch als Plage gejagt, werde die Art voraussich­tlich bis zum übernächst­en Jahr aussterben, wenn nicht kräftig gegengeste­uert werde.

Die einzige nennenswer­te Hamsterpop­ulation gebe es noch in der Zülpicher Börde, berichtet Tumbrinck. Nach dem Willen der Stadt solle nun aber der letzte Lebensraum bebaut werden. Der grüne Umweltmini­ster Johannes Remmel müsse sicherstel­len, dass es keine Ausnahmege­nehmigung gebe.

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