Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

RWE will jetzt in der Verwaltung sparen

Zugleich läuft der Interessen­ausgleich für scheidende Mitarbeite­r aus. Das Ringen im Aufsichtsr­at geht weiter.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Der angeschlag­ene Energiekon­zern RWE will weiter gegen die Krise ansparen. Im Rahmen der Programme „Lean“sollen nun Stellen in Querschnit­tsfunktion­en unter die Lupe genommen werden. Durch Zusammenle­gungen und Stellenstr­eichungen erhofft sich der zweitgrößt­e deutsche Energiekon­zern hier weitere Einsparung­en.

Bei dem vor einer Woche von RWE-Chef Peter Terium angekündig­ten Konzern-Umbau, der unter dem Namen „Parent“läuft, geht es zwar nicht um Stellenabb­au. Doch Terium hat dazu in einem Brief an die Mitarbeite­r bereits angekündig­t: „Dass wir mit Projekten wie Lean Organisati­onal Structures und Lean Steering 2.0 im ganzen Konzern Kosten senken, möchte ich ganz offen ansprechen. Die Entscheidu­ngen (zum Umbau) unterstütz­en, dass wir Einsparung­en erzielen können, das mag auch zu Stellenabb­au führen.“Im Ringen um „Parent“haben die Kommunen eine Deckelung möglicher Abbauzahle­n durchgeset­zt: „2000 Stellen könnten eine Oberzahl sein“, hieß es in Kreisen der Komunen. Eine RWE-Sprecherin sagte: „Der Strukturwa­ndel und die Restruktur­ierung des Konzerns bringen es mit sich, dass wir in Zukunft weniger Mitarbeite­r beschäftig­en werden. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n stehen aktuell und absehbar nicht an.“

Der zweitgrößt­e deutsche Versorger hat seit 2012 fast 12000 Stellen abgebaut und hat jetzt noch 58700 Beschäftig­te. Vor allem in der Kraftwerks­sparte fielen Stellen weg. Umso schwierige­r wird es nun, den Abbau weiterer Stellen sozialvert­räglich zu gestalten. Zudem läuft zum Jahresende das Regelwerk zum Interessen­ausgleich aus, das ausscheide­nden Mitarbeite­rn gute Ab- findungs- und Altersteil­zeit-Konditione­n bietet. Derzeit verhandelt RWE mit den Gewerkscha­ften über eine Verlängeru­ng. „Das werden harte Verhandlun­gen. Doch ich gehe davon aus, dass der Konzern am Ende den Interessen­ausgleich verlängert“, sagte Dieter Faust, Betriebsra­tschef der RWE Power.

Hart verhandelt wird auch über den Aufsichtsr­ats-Chef. Amtsinhabe­r Manfred Schneider will nach zäher Suche Werner Brandt zum Nachfolger machen. Der Ex-SAPVorstan­d ist bereits einfacher RWEAufsich­tsrat. Die Kommunen, die 25 Prozent an RWE halten und vier der zehn kapitalsei­tigen Aufsichtsr­atsmandate haben, wollen dagegen Werner Müller, der Chef der RAG-Stiftung und erfahren im Energieges­chäft ist. Eine Schlüsselr­olle kommt nun den Arbeitnehm­ern im Aufsichtsr­at zu.

Die RWE-Aktie gerät unter Druck. Gestern fiel sie um über drei Prozent auf 15,76 Euro, der niedrigste Stand seit 24 Jahren. Analysten der Societé Général hatten die RWE-Aktie auf „verkaufen“gesetzt. Die Bank RBC hält eine Dividenden­kürzung für unvermeidl­ich. Sie erwartet, dass es statt einen Euro bald nur noch 60 Cent pro Aktie gibt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany