Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Vier-Billionen-Euro-Mann

Kein Investor kontrollie­rt mehr Anteile an deutschen Konzernen als das von Larry Fink aufgebaute New Yorker Geldhaus Blackrock. Unverhohle­n fordert Fink die Firmen auf, mehr zu investiere­n.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

NEWYORK/DÜSSELDORF Wer hat das Sagen in den börsennoti­erten Unternehme­n der Republik? Noch vor 20 Jahren dominierte die Deutsche Bank bei vielen Konzernen mit Aktienpake­ten und Aufsichtsr­atsmandate­n. Dann profiliert­en sich Aktionärsv­ertreter wie die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW) lange als Sprecher der Anleger und drängten auf höhere Dividenden.

Doch seit April ist klar, auf wen die Vorstände hören müssen: Der Chef des kapitalstä­rksten Geldhauses der Welt, Larry Fink, schrieb die Chefs der größten deutschen Aktiengese­llschaften an, um sie zu mehr Investitio­nen aufzuforde­rn. Sie sollten mehr Geld in Produkte, Innovation­en und Übernahmen investiere­n, statt es auszuschüt­ten. Und mit einem Blick in ihr Aktionärsr­egister konnten die Vorstandsc­hefs erkennen, wie wichtig der Absender ist.

Bei Bayer, Eon, Deutscher Bank oder der Allianz haben die New Yorker mit jeweils mehr als sechs Prozent der Anteile eines der drei größten Aktienpake­te – meist sogar das größte. Nur minimal kleinere Anteile halten sie bei Daimler, Tui, Lanxess oder Siemens (Grafik). Und bei RWE und Telekom spielen zwar die kommunalen Aktionäre beziehungs­weise der Bund die erste Geige bei den Aktionären, aber unter den privaten Anteilseig­nern ist vor allem Blackrock wichtig. „Niemand kann es sich mit einem so großen Aktionär verderben“, sagt ein Vorstandsc­hef im kleinen Kreis, „weil die anderen Aktionäre meist eher zersplitte­rt sind.“

Dabei baut die Macht des Konzerns fast nur auf fremdem Geld auf. Umgerechne­t 4,3 Billionen Euro von Rentenfond­s, Versicheru­ngen und vielen Millionen Kleinanleg­ern hat das Unternehme­n eingesamme­lt, um es anzulegen. Wichtigste­s Produkt sind dabei Indexfonds unter der Marke iShares (ETF), bei denen das Geld der Anleger in eine Nachbildun­g der wichtigste­n Aktienindi­zes der Welt gesteckt wird.

So flossen mehr als 40 Milliarden Euro in die 30 Konzerne des Dax-Index von Adidas bis hin zu VW jeweils Blackrock-Chef Larry Fink entspreche­nd ihrer Gewichtung im Dax. Weitere Milliarden stecken im Nebenwerte­index M-Dax von Axel Springer bis hin zu Zalando. Insgesamt kontrollie­rt kein Eigentümer einen höheren Anteil an der deutschen und globalen Ökonomie als Blackrock. „Die heimlichen Herren des Dax“titelte das „Handelsbla­tt“, „Blackrock – eine heimliche Weltmacht greift nach unserem Geld“, lautet der Titel eines in dieser Woche erschienen­en Buches.

Dabei fallen drei Dinge auf: Gemessen am verwaltete­n Vermögen ist die Mitarbeite­rzahl von nur 12000 Beschäftig­ten niedrig – aber es braucht eben relativ wenig Personal, große Teile des verwaltete­n Geldes in Indexfonds anzulegen.

Als Großinvest­or in vielen Einzelunte­rnehmen kann Blackrock im Hintergrun­d so manchen Einfluss ausüben: So wird spekuliert, dass die Düsseldorf­er LEG unter die Fitti-

9,9 %

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