Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Russland-Embargo und Trockenhei­t belasten Bauern

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BERLIN (dpa) Hitze, Trockenhei­t und das Russland-Embargo bringen die deutschen Bauern zunehmend in finanziell­e Bedrängnis. „Die Preise sind massiv eingebroch­en und zwar in allen Sektoren“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverb­ands (DBV), Joachim Rukwied. Das extreme Wetter ließ die Getreideer­nte im Bundesdurc­hschnitt um elf Prozent auf 46,5 Millionen Tonnen einbrechen. In der Mitte Deutschlan­ds, wo besonders wenig Regen fiel, müssen manche Betriebe laut Bauernverb­and Einbußen von 40 bis 50 Prozent wegstecken.

Die Trockenhei­t im Frühjahr hat vor allem Winterweiz­en, Roggen und Sommergers­te geschadet. Beim Winterweiz­en, der wichtigste­n deutschen Getreideso­rte, werden 24,6 Millionen Tonnen geerntet, mehr als zehn Prozent weniger als 2014. Beim Roggen brachen die Erträge um 15 Prozent ein. Mit steigenden Getreidepr­eisen rechnet der Bauernverb­and trotzdem erst einmal nicht. Die Versorgung­slage sei nach den Rekordernt­en des vergangene­n Jahres noch insgesamt gut. Doch nun wollen die Landwirte ihre Investitio­nen weiter kürzen. Denn neben der schlechten Getreideer­nte plagen sie noch andere Probleme: Russland-Embargo Seit gut einem Jahr lässt Moskau keine Lebensmitt­el aus der Europäisch­en Union und den USA mehr ins Land, eine Reaktion auf die Wirtschaft­ssanktione­n in der Ukraine-Krise. Der Bauernverb­and schätzt den bisherigen Schaden auf 600 bis 800 Millionen Euro. Mit der Schweiz und den USA gehört Russland zu den wichtigste­n Exportmärk­ten für deutsche Bauern außerhalb der EU. Milchmarkt-Krise Auf das RusslandEm­bargo führen die Bauern auch den Preiseinbr­uch bei der Milch zurück. Von 40 Cent im Januar 2014 sind die Erzeugerpr­eise je Liter auf unter 28 Cent im Juli 2015 abgestürzt. Der Bauernverb­and wirft zudem den deutschen Handelsket­ten vor, die Preise zu drücken. Einen Zusammenha­ng mit dem Wegfall der EU-Milchquote Ende März sehen Experten eher nicht. Flächenver­lust Jeden Tag nimmt die Fläche für Landwirtsc­haft in Deutschlan­d um mehr als 70 Hektar ab. Den Bauern machen vor allem die drastisch gestiegene­n Kauf- und Pachtpreis­e zu schaffen. Daran ist auch die Energiewen­de schuld, in deren Folge immer mehr Pflanzen für Biogasanla­gen angebaut werden. Besonders in Ostdeutsch­land sind auch Investoren auf dem Bodenmarkt aktiv. Nachwuchsp­robleme Viele Bauern wissen nicht, wie es mit ihrem Hof dauerhaft weitergehe­n soll. Bei der jüngsten Befragung 2010 hatte nur knapp jeder dritte Landwirt über 45 Jahre die Nachfolge schon gesichert. Die Zahl der Auszubilde­nden in den Agrarberuf­en sinkt seit Jahren. Heute ist fast ein Drittel der deutschen Bauern älter als 55.

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