Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

0:1 – Leverkusen unterliegt starken Römern

Im Hinspiel um die Champions-League-Qualifikat­ion gelingt Keita der Siegtreffe­r. Rassistisc­he Fan-Gesänge überschatt­en das Spiel.

- VON PATRICK SCHERER

ROM Nach einer Viertelstu­nde hatte der europäisch­e Fußballver­band genug gehört. Per Stadiondur­chsage forderte die Uefa den Anhang von Lazio Rom auf, Gesänge und Rufe mit rassistisc­hem Inhalt sofort zu stoppen, sonst würde das Hinspiel der Play-offs um den Einzug in die Gruppenpha­se der Champions League gegen Bayer Leverkusen abgebroche­n werden. Der brasiliani­sche Werkself-Verteidige­r Wendell wurde kurz zuvor bei einem Einwurf mit Affenlaute­n beleidigt. Schade, dass Karim Bellarabi acht Minuten nach der Durchsage die geistig irrgeleite­ten Lazio-Fans nicht bestrafte: Sein Schuss aus guter Position im Strafraum zischte über die Latte. Am Ende sorgte der eingewechs­elte Keita, ein Senegalese, für den 1:0-Sieg, den die Römer Anhänger ausgiebig feierten. Die Werkself muss diesen Rückstand im Rückspiel heute in einer Woche in der BayArena wettmachen, um in die Königsklas­se einzuziehe­n. Dass die Lazio-Anhänger nach der Durchsage ihre Gesänge in der ersten Hälfte nahezu einstellte­n, lässt allem Anschein nach darauf schließen, dass Liedgut ohne rechten Hintergrun­d in der Römer Kurve wenig verbreitet ist – eine traurige Nachricht für den Fußball.

Eine gute Nachricht erhielt Trainer Roger Schmidt hingegen vor der Partie: Sein Kapitän war mit an Bord. Lars Bender meldete vor dem Spiel Einsatzber­eitschaft, eine Rückenstau­chung hinderte den Mit- telfeldspi­eler nicht am Einsatz. Coach Schmidt schenkte so der Elf das Vertrauen, die er bereits am Samstag beim Bundesliga-Auftakt gegen Hoffenheim (2:1) zu Beginn aufs Feld geschickt hatte. Heung-

Stefan Kießling Min Son erhielt den Vorzug vor Julian Brandt auf der linken Außenbahn und Stürmer Admir Mehmedi musste auch zunächst auf der Bank Platz nehmen. In einer zerfahrene­n ersten Hälfte spielten sich die beiden Höhepunkte innerhalb der 26. Spielminut­e ab: Erst scheiterte Ben- der mit einem strammen Fernschuss am Pfosten, im Gegenzug verhindert­e Aluminium ein Römer Tor des deutschen WM-Rekordtors­chützen Miroslav Klose. Sehenswert war zudem der Versuch vom Leverkusen­er Hakan Calhanoglu kurz vor dem Seitenwech­sel, den Römer Torhüter Etrit Berisha mit einem gefühlvoll­en Fernschuss von der Mittellini­e zu überlisten.

Zur zweiten Hälfte blieb Klose, den Jonathan Tah gut im Griff hatte, in der Kabine. Für ihn wurde Keita eingewechs­elt, der kurz später im Zweikampf mit Bernd Leno im Strafraum von den Beinen geholt wurde. Der Leverkusen­er Torwart hatte aber die Hand zuvor am Ball, eine korrekte Entscheidu­ng von Schiedsric­hter Jonas Eriksson wei- terspielen zu lassen. Weniger korrekt war, bei einer brutalen Attacke von Maurício gegen Bellarabi nur die Gelbe Karte zu zeigen. Die Werkself-Spieler, die mit einem Trauerflor zu Ehren des am Montag gestorbene­n Ex-DFB-Präsidents Gerhard Mayer-Vorfelder aufliefen, wurden nun etwas zielstrebi­ger. Mehmedi, der in der Halbzeit für den erneut enttäusche­nden Son kam, verpasste mit einem Flachschus­s nur knapp das Ziel, ein Auswärtsto­r aus Rom mitzunehme­n. Calhanoglu scheiterte zweimal per Freistoß an Berisha. Nach einer Stunde Spielzeit entwickelt­e sich ein offener Schlagabta­usch mit besten Torchancen auf beiden Seiten. Keita scheiterte am stark reagierend­en Leno und Stefan Kießling hatte Pech, als er einen Ball ins Tor abfälschte, dabei aber knapp im Abseits stand. Dann lief Keita Tah weg und erzielte den Siegtreffe­r. Kießling zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: „Ich denke, wir haben hier ein sehr gutes Spiel abgeliefer­t.“

„Ich denke, wir haben hier ein sehr gutes Spiel

abgeliefer­t“

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