Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Krebs-Erkrankung: Roger Willemsen sagt Termine ab

- VON ANNETTE BOSETTI

HAMBURG Nur wenige Tage, nachdem der Bestseller­autor und frühere Fernsehmod­erator Roger Willemsen 60 geworden ist, ereilt ihn eine schrecklic­he Diagnose. Dass er Krebs hat, wurde von seinem Büro bestätigt, und dass er alle Termine abgesagt hat. Außerdem, darum bitten seine Mitarbeite­r, solle man seine Privatsphä­re wahren. Einzelheit­en wurden nicht preisgegeb­en.

Willemsen gehört zu den bekanntest­en deutschen Intellektu­ellen. Vor allem mit essayistis­chen Reisebüche­rn wurde er bekannt, aber auch mit den Interviews von Gefangenen auf Guantanamo und Berichten aus Afghanista­n. Zuletzt landete der preisverwö­hnte Kluge mit „Das Hohe Haus“(2014) einen Bestseller – es ist sicher schon der 20. Titel, mit dem er überwältig­enden Erfolg hat. Für das „Hohe Haus“hatte der promoviert­e Germanist ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne als Zuhörer verfolgt. Am Ende sind die Protokolle eine distanzier­t diagnostiz­ierende Dokumentat­ion des politische­n Alltags in Berlin geworden.

Dass er gemischte Gefühle liebe, hat Willemsen einmal im Interview gesagt, und dass er sich jeder Schattieru­ng des Lebens öffne. Dass die künftige Strecke unter dem Schatten einer ernsten Krankheit steht, hat er sich sicher so nicht vorgestell­t. Bis heute leidet Willemsen unter dem Verlust seines Vaters, den er mit 15 Jahren verlor. Der als Single lebende 60-Jährige wird nun seine Freunde brauchen, um das Tal dieser anstrengen­den Krankheit zu durchschre­iten. Sein Lebensmott­o hilft dabei: Willemsen will Daseinsfül­le festhalten, hat er einmal gesagt, den Augenblick feiern.

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FOTO: MATHIAS BOTHOR Mit 60 Jahren ereilt ihn die Diagnose Krebs: Roger Willemsen

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