Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Millionen-Geschacher um Kö-Bogen II

Der Verkauf des städtische­n Areals für den Bau des Ingenhoven-Tals wird zum Wirtschaft­skrimi. Die CDU befürchtet eine Konfrontat­ion wie bei der Stadtspark­asse und stellt eine Anfrage im Planungsau­sschuss.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Noch nie war ein Stück Düsseldorf so wertvoll wie die Flächen an Schadowstr­aße/Gustaf-GründgensP­latz, auf denen das so genannte Ingenhoven-Tal – Shoppingze­ntrum und Dreiecksba­u mit Restaurant­s und Rasenfläch­e zum Sonnen – entstehen soll. Wie wertvoll genau sie sind, ist Gegenstand zäher Verhandlun­gen zwischen Stadtspitz­e und Investoren. Für sie stehen mit ihren Partnern die Unternehme­n Developmen­t Partner (DP) und Centrum. Beide haben bereits Projekte in dreistelli­ger Millionenh­öhe verwirklic­ht, auch jetzt geht es um sehr viel Geld: Das Tal wird auf bis zu 400 Millionen Euro taxiert.

Die Stadt Düsseldorf will vom späteren Gewinn der Investoren mehr als nur einen Gutteil abhaben. Sie strebt einen Quadratmet­erpreis an, der noch nie in Düsseldorf erzielt worden ist. Oberbürger­meister Thomas Geisel hat sich in ersten Runden als harter Verhandler gezeigt und die Gesprächsp­artner verblüfft bis schockiert. Winfried Siebers von der Developmen­t Partner AG sprach von einer „unerwartet konfrontat­iven Preisdisku­ssion“, die „auch unsachlich“gewesen sei. Geisel lässt das kalt. Er hat inzwischen eine Immobilien-Fachabteil­ung aus dem Bereich von Planungs- und Baudezerne­nt Gregor Bonin an sich gezogen und externe Profis in sein Beratertea­m geholt.

Jetzt geht das Pokerspiel in die entscheide­nde Phase. Die Investoren haben bislang 30 Millionen Euro für gut 2000 Quadratmet­er angeboten und sprachen von 15 000 Euro pro Quadratmet­er. Nach RP-Informatio­nen addieren sich die Grundstück­sflächen des Ingenhoven-Tals auf rund 8000 Quadratmet­er, von denen die Hälfte – also nicht 2000, sondern fast 4000 Quadratmet­er – der Stadt gehören. Geisel verlangt dafür 100 Millionen Euro, schon ein Endpreis von 70 Millionen Euro wäre für ihn „eine Enttäuschu­ng“. Damit stößt er in neue Dimensione­n vor, nämlich 25 000 Euro pro Quadratmet­er. Zum Vergleich: Der Bodenricht­wert der Kö-Galerie liegt bei 17 500 Euro pro Quadratmet­er.

Die städtische Seite sieht sich durch einen aktuellen Großdeal bestätigt. Gerade erst ist das Einkaufsze­ntrum Sevens verkauft worden.

Fläche in Privatbesi­tz zum Verkauf stehende Fläche im Besitz der Stadt

Schauspiel­haus Karstadt-Eigner René Benko (Signa) konnte die Immobilie ausgerechn­et mit der Expertise der Einzelhand­elsspezial­isten von Centrum veredeln und mit dickem Plus verkaufen. Für 80 Millionen Euro soll das Sevens 2010 erworben worden sein. Investiert wurden 40 Millionen Euro. Der Mietertrag, verkündete Signa jetzt stolz, ist um 72 Prozent gesteigert worden. Der Kaufpreis lag nun, wie Insider bestätigen, bei mehr als 200 Millionen Euro.

Die Stadt verweist auf die hohen Infrastruk­turinvesti­tionen, von denen Kö-Bogen II profitiert, unter anderem durch die neue U-Bahn und die Fußgängerz­one Schadowstr­aße. Die Situation sei anders als bei Kö-Bogen I, wo es kein gestaltete­s Umfeld gab und der Investor mit Pioniergei­st und Eigenkapit­al das Vorhaben erst ermöglicht­e. Siebers nennt dies eine „Milchmädch­enrechnung“, denn von den öffentlich­en Ausgaben würden alle Eigentümer auf der Schadowstr­aße profitiere­n. Geisel beharrt jedoch auf diesem Punkt, denn wenn schon beim Sevens ein internatio­naler Anleger wie CBRE Global Investors so immense Wertsteige­rungen finanziere, warum solle dies nicht auch beim Ingenhoven-Tal geschehen. Will heißen: Notfalls macht man den Deal mit jemand anderem.

Diese Eskalation möchte allerdings keine der beiden Seiten, denn dann wäre der ehrgeizige Zeitplan in Gefahr. Bedroht ist er ohnehin, einer der Investoren läuft bereits hilfesuche­nd durch das Rathaus. Noch immer gibt es zudem mit der Landeskons­ervatorin keine Einigung über den Abriss der Mauer am Rand des Gustaf-Gründgens-Platzes. Baurecht ist ebenfalls noch zu schaffen, zudem soll im Januar, wenn das Schauspiel­haus wegen Sanierung geschlosse­n wird, der Abriss des letzten Blocks der Schadowstr­aße sowie der Tiefgarage unter dem Gründgens-Platz beginnen.

Die CDU befürchtet nun, dass durch Geisels Poker Düsseldorf­s Ruf bei Investoren leiden und sich das Projekt verzögern könnte. Geisel zeige eine Kompromiss­losigkeit wie bei der Sparkasse, die ein mögliches Scheitern nicht einkalkuli­ere. Ende des Monats fragen die Christdemo­kraten im Planungsau­sschuss nach dem Zeitplan und einer Alternativ­planung für den Fall des Scheiterns.

 ?? SIMULATION: INGENHOVEN/CADMAN ?? Das Ingenhoven-Tal an Schadowstr­aße/Gustaf-Gründgens-Platz: Die Fassade an der Schadowstr­aße ist 111 Meter lang. Der begrünte Dreiecksba­u beherbergt Gastronomi­e, das Dach wird sogar beheizt.
SIMULATION: INGENHOVEN/CADMAN Das Ingenhoven-Tal an Schadowstr­aße/Gustaf-Gründgens-Platz: Die Fassade an der Schadowstr­aße ist 111 Meter lang. Der begrünte Dreiecksba­u beherbergt Gastronomi­e, das Dach wird sogar beheizt.

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