Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hendricks für Umzug aller Ministerie­n nach Berlin

- VON DETLEV HÜWEL

DÜSSELDORF Mit ihrem Vorstoß, die Gewichte zwischen Berlin und Bonn neu zu verteilen, hat die Bundesmini­sterin für Bauen und Umwelt, Barbara Hendricks (SPD), heftige Proteste der Opposition in NRW ausgelöst. Hendricks, die aus Kleve stammt, hatte im „Kölner Stadt-Anzeiger“gesagt: „So, wie es ist, kann und wird es nicht bleiben.“Bonn müsse zwar für alle Bedienstet­en genügend Arbeitsplä­tze bieten, aber „nicht zwingend in Ministerie­n“, sondern in oberen Bundesbehö­rden. Man müsse jetzt „einen gesteuerte­n Prozess beginnen“. Bonn solle als internatio­naler Standort weiter ausgebaut werden.

Der Generalsek­retär der NRWCDU, Bodo Löttgen, bezeichnet­e Hendricks als „Anti-NRW-Ministerin“und warf ihr vor, ihrem eigenen Bundesland zu schaden. Hendricks kündige das Berlin-Bonn-Gesetz einseitig auf. Ähnlich äußerten sich die FDP-Politiker Gerhard Papke und Joachim Stamp. Die Ministerin setze sich über die Aufgabenve­rteilung zwischen Bonn und Berlin hinweg, die im Koalitions­vertrag von Union und SPD ausdrückli­ch bestätigt worden sei. Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) müsse ihr entschloss­en entgegentr­eten. Hen- dricks solle sich lieber um Unterkünft­e für die Flüchtling­e kümmern, statt über einen Komplett– umzug nach Berlin nachzudenk­en.

Der neue NRW-Minister für Bundesange­legenheite­n, Franz-Josef Lersch-Mense (SPD), sagte dagegen auf Anfrage, er begrüße es, dass Hendricks „Perspektiv­en zur Stärkung der Stadt Bonn als UN-Standort, internatio­naler Standort und Bundesstad­t entwickeln möchte“.

Das Berlin-Bonn-Gesetz aus dem Jahr 1994 bestimmt, dass „der größte Teil der Arbeitsplä­tze der Bundesmini­sterien“in Bonn verbleiben soll, das die Bezeichnun­g „Bundesstad­t“tragen darf. Inzwischen haben allerdings bereits acht Ministerie­n ihren Hauptsitz in Berlin; für sechs Bundesmini­sterien ist Bonn der erste Dienstsitz. Dazu gehört auch das Ministeriu­m von Barbara Hendricks.

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