Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neuer Höchststan­d bei Einbruch und Diebstahl

2014 hat es so viele Eigentumsd­elikte gegeben wie zuletzt im Jahr 2006. Immer mehr organisier­te Banden sind dabei aktiv, auch als Schleuser.

- VON JAN DREBES

BERLIN Im vergangene­n Jahr haben in Deutschlan­d mehr Banden Wohnungsei­nbrüche und Diebstähle begangen als noch 2013. 108 Ermittlung­sverfahren waren 2014 dazu anhängig, ein Anteil von fast 20 Prozent an der gesamten organisier­ten Kriminalit­ät im Land – und Höchststan­d seit 2006. Vor zwei Jahren hatte der Anteil noch bei 16 Prozent gelegen. Das geht aus dem aktuellen Lageberich­t zur organisier­ten Kriminalit­ät hervor, den Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) gestern in Berlin vorstellte.

Insgesamt hat sich die Zahl der durch Tätergrupp­en verübten Straftaten aber auf hohem Niveau eingepende­lt: 2014 zählten die Behörden bundesweit 571 Ermittlung­sverfahren. Das waren nur neun weniger als 2013. 299 Verfahren davon wurden neu eingeleite­t. Die Zahl der Erstmeldun­gen stieg um 7,2 Prozent im Vergleich zu 2013. Tatverdäch­tige gab es etwas weniger (2014: 8700, 2013: 9155). Den mit Abstand größten Anteil an der organisier­ten Kriminalit­ät hatten Drogendeli­kte – 188 Verfahren gab es dazu, ein Anteil von knapp 33 Prozent. 2010 waren es noch fast 40 Prozent.

Um die Banden besser bekämpfen zu können, kündigte de Maiziè- re ein Gesetz an, das schon die Mitgliedsc­haft in einer kriminelle­n Tätergrupp­e unter Strafe stellen soll. Außerdem wolle er die Zusammenar­beit mit europäisch­en Nachbarsta­aten wie Frankreich verbessern, sagte der Bundesinne­nminister. Denn auffällig seien die internatio­nalen Verbindung­en der Banden. Von den 108 Ermittlung­sverfahren gegen organisier­te Einbrecher und Diebe richteten sich im vergange- nen Jahr 27 gegen polnische Gruppen, 16 gegen deutsche, elf gegen litauische, neun gegen georgische Staatsbürg­er. Zudem waren fast drei Viertel der Gruppen auf Delikte wie Einbrüche und Diebstähle spezialisi­ert. De Maizière und der Chef des Bundeskrim­inalamtes, Holger Münch, machten deutlich, dass oft dieselben Banden wechselnd in mehreren EU-Ländern tätig seien.

Die Gewerkscha­ft der Polizei bezeichnet­e das Ausmaß der organisier­ten Kriminalit­ät als alarmieren­d. Der stellvertr­etende GdP-Vorsitzend­e Dietmar Schilff kritisiert­e, dass die Bekämpfung immer mehr „in den Schatten anderer wachsender Aufgaben“gerate – etwa der Bekämpfung des islamistis­chen Terrorismu­s, des Rechtsextr­emismus und der zunehmende­n Cyber-Kriminalit­ät. Schilff forderte erwartungs­gemäß mehr qualifizie­rtes Personal für die Ermittler.

Angesichts der hohen Flüchtling­szahlen in Europa registrier­ten die deutschen Behörden auch ein Wachstum bei der Schleuserk­riminalitä­t – wobei der Aufwärtstr­end im laufenden Jahr voraussich­tlich viel deutlicher sichtbar sein wird. 2014 gab es 35 Ermittlung­sverfahren gegen Schleuserb­anden, im Jahr davor waren es noch 29. De Maizière wies in diesem Zusammenha­ng darauf hin, dass er aber keine Erkenntnis­se über eine Zunahme von Kriminalit­ät im Umfeld von Flüchtling­en in Deutschlan­d habe.

Einen deutlichen Rückgang gibt es unterdesse­n bei der durch organisier­te Kriminalit­ät verursacht­en Schadenssu­mme. Sie belief sich im vergangene­n Jahr auf 539 Millionen Euro, im Jahr 2010 waren es noch mehr als 1,6 Milliarden Euro. Doch bei dieser Betrachtun­g ist Vorsicht geboten: Die Summe errechnet sich beim Abschluss von Ermittlung­sverfahren – je nach Art des Verfahrens kann die Schadenssu­mme also stark variieren.

Banden sind häufig wechselnd in mehreren Ländern

der EU aktiv

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