Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Linke fordert Stopp von Meldedaten für Bundeswehr

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BERLIN (jd/may-) Die Linken im Bundestag haben Kritik an einer angeblich privilegie­rten Stellung der Bundeswehr bei der Suche nach Nachwuchsk­räften geübt. Hintergrun­d ist, dass die Meldeämter auf Grundlage des Soldatenge­setzes verpflicht­et sind, Namen und Anschrifte­n aller 17-jährigen Staatsbürg­er an die Bundeswehr zu schicken, damit die Streitkräf­te Werbebrosc­hüren an die Jugendlich­en versenden können. „Die Bundeswehr erlangt auf diesem Weg einen erhebliche­n Vorteil gegenüber anderen Ausbildung­sbetrieben in der zivilen Wirtschaft oder der öffentlich­en Hand im Werben um junge Nachwuchsk­räfte“, sagte die Linken-Abgeordnet­e Katrin Kunert, die Mitglied im Verteidigu­ngsausschu­ss ist. Allerdings können die Betroffene­n eine Datenweite­rgabe per Widerspruc­h unterbinde­n.

Wie aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine entspreche­nde Anfrage der Linksfrakt­ion im Bundestag hervorgeht, hat das Bundesamt für Personalma­nagement der Bundeswehr 2014 etwa 960.000 Informatio­nsschreibe­n an potenziell­e Rekruten verschickt; die Portokoste­n lagen bei knapp 374.000 Euro. Darüber hinaus seien im vergangene­n Jahr im Bereich der Nachwuchsg­ewinnung Personalko­sten in Höhe von rund 127 Millionen Euro entstanden, rechnet Kunert vor.

Die Linken-Politikeri­n forderte, die geltende Praxis sofort zu beenden. Sie sei auch aus moralische­n Gründen abzulehnen, weil die jungen Menschen mit unrealisti­schen Versprechu­ngen geködert würden. Der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der Unionsfrak­tion, Henning Otte, hält nichts von solchen Forderunge­n. Er sagte unserer Redaktion: „Das wichtigste Kapital der Bundeswehr sind ihre Menschen. Die beste Ausrüstung nützt uns nichts ohne verantwort­ungsvolle Staatsbürg­er in Uniform.“Nur mit dem richtigen Personal in ausreichen­der Zahl könnten die Streitkräf­te ihren verfassung­smäßigen Auftrag erfüllen.

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