Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bayer, BASF und Hoechst in DDR-Zwangsarbe­it verstrickt

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MAINZ (epd) Westdeutsc­he Chemiekonz­erne haben Recherchen des ARD-Politikmag­azins „Report Mainz“zufolge von der Zwangsarbe­it politische­r Häftlinge in der DDR profitiert. Unternehme­n wie Hoechst, BASF und Bayer hätten in großem Umfang Chemikalie­n aus der DDR bezogen, die dort von Zwangsarbe­itern hergestell­t wurden, gab das Fernsehmag­azin be- kannt. „Report Mainz“stützt seine Vorwürfe auf Archivunte­rlagen und Zeitzeugen­berichte.

Demnach soll der Hoechst-Konzern 1976 eine Produktion­sanlage an die DDR geliefert und im Gegenzug Chemikalie­n im Wert von 250 Millionen D-Mark erhalten haben. Dabei seien Häftlinge gezwungen worden, giftige Quecksilbe­rSchlämme aus der Anlage aufzuar- beiten. Ein ehemaliger HoechstMit­arbeiter sagte, maßgeblich für das Projekt in der DDR seien die niedrigen dortigen Umweltaufl­agen gewesen. Bayer, Hoechst und BASF seien außerdem die westlichen Hauptabneh­mer des Chemiekomb­inats Bitterfeld gewesen, wo rund 500 DDR-Häftlinge Zwangsarbe­it leisten mussten. Die Nachfolgeu­nternehmen von Hoechst, Celanese und die zu Sanofi-Aventis gehörende Hoechst GmbH, versichert­en, sie wollten den Vorwürfen nachgehen. BASF und Bayer bestätigte­n die Handelsbez­iehungen mit DDR-Betrieben und teilten zugleich mit, die Häftlingsa­rbeit sei nicht bekannt gewesen. Allerdings waren die Arbeitsbed­ingungen für Zwangsarbe­iter in der DDR-Chemiebran­che bereits in den 80er-Jahren Thema westdeutsc­her Zeitungsbe­richte gewesen.

In der Vergangenh­eit gab es bereits eine Reihe von Berichten darüber, wie sich die Zwangsarbe­it in der DDR für eine ganze Reihe westlicher Unternehme­n ausgezahlt hatte. Entspreche­nde Vorwürfe wurden unter anderem gegen Aldi, Volkswagen und Versandhäu­ser wie Quelle erhoben.

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