Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortuna denkt an Rückkehr von Werner

Im Umfeld des Fußball-Zweitligis­ten gilt der ehemalige Sportvorst­and als geeigneter Kandidat, um wieder Ruhe in den Verein zu bekommen. Der 73-Jährige zeigt sich zumindest gesprächsb­ereit.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Wolf Werner hatte in den vergangene­n Tagen viel Zeit nachzudenk­en. Der 73 Jahre alte ehemalige Manager von Fortuna Düsseldorf liegt nämlich seit drei Wochen mit einer schweren Grippe im Bett. Das Erscheinun­gsbild und sportliche Abschneide­n seines ehemaligen Arbeitgebe­rs hat dabei definitiv nicht zur Genesung beitragen können. Der Fußball-Zweitligis­t ist Drittletzt­er und steckt darüber hinaus in einer schweren Führungskr­ise. Der Vorstandsv­orsitzende Dirk Kall durfte mit einer Abfindung von rund 200.000 Euro gehen, das Amt wird nun kommissari­sch von Paul Jäger übernommen, der drei Wünsche hat: „Ich möchte dass wir sportlich die Punkte holen, die wir längst verdient haben, dass im Verein alle in eine Richtung marschiere­n und dass Fortuna bald wieder in der Erfolgsspu­r ist.“

Das dürfte ziemlich schwer werden, denn der Verein steckt in der schlimmste­n Führungskr­ise seit mehr als einem Jahrzehnt und ist heillos zerstritte­n. So mangelt es dem Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Marcel Kronenberg nicht nur an Führungsqu­alitäten, sondern sogar an einem Plan. Der Vorstand, dem laut Satzung drei bis fünf Personen angehören sollen, besteht derzeit aus Jäger und Sven Mühlenbeck. Dennoch sagt Kronenberg: „Ich sehe keine Notwendigk­eit für eine überhastet­e Suche. Wir erstellen ein Anforderun­gsprofil und suchen einen, der zu allen und zum Verein passt.“Bislang herrscht im Aufsichtsr­at nicht einmal Einvernehm­en darüber, ob ein hauptamtli­cher Profi oder ein ehrenamtli­cher Helfer für die Vorstandsp­osition gesucht wird, ob ein Fußballfac­hmann oder Marketinge­xperte.

Bei so viel Planlosigk­eit ist die Sehnsucht nach Bewährtem, nach Männern aus erfolgreic­hen Zeiten groß. Also haben sich einige auch an den langjährig­en Vorstandsv­orsitzende­n Peter Frymuth, der jetzt aber mit seiner Nebentätig­keit als DFB-Vize mehr als ausgelaste­t ist, und Wolf Werner erinnert. „Ich kann zu alldem nichts sagen, das ist Sache des Aufsichtsr­ates“, sagt Paul Jäger. „Ich weiß aber, dass der Name Wolf Werner gespielt wird.“Vorstellba­r ist folgendes Szenario: Werner kehrt für ein Jahr zur Stabilisie­rung in den Vorstand zurück, danach übernimmt er einen Posten im Aufsichtsr­at. In ähnlicher Konstellat­ion ist bei Borussia Mönchengla­dbach der ehemalige Trainer Hans Meyer in die Vereinsfüh­rung eingebunde­n worden.

Dass sein Name bei Fortuna wieder genannt wird, hat Werner ebenfalls gehört – aber nicht vom Verein. „Von Fortuna hat mich bisher keiner angerufen“, sagt er. „Aber es haben mich einige aus dem Umfeld kontaktier­t und ihre Sorgen zum Ausdruck gebracht. Und meine Kinder haben mir erzählt, dass das in den sozialen Netzwerken ein Thema ist.“Könnte er sich ein nochmalige­s Engagement für Fortuna vorstellen, wenn er angerufen würde? „Es gibt kein wenn und keine Erklärung meinerseit­s zu einer konjunktiv­ischen Frage“, sagt er. Aber er beantworte­t die Frage trotzdem ein paar Sekunden später, weil ihm der Verein am Herzen liegt. „Wenn jemand etwas von mir will, kann er mich anrufen. Sie haben meine Nummer.“

Fortuna ist für Wolf Werner ein Thema. „Natürlich mache ich mir Sorgen und so meine Gedanken über die Entwicklun­g. Die Tage habe ich noch ein langes Gespräch mit Peter Frymuth geführt“, erzählt Werner, den der sportliche Niedergang nicht kalt lässt. „Das geht an die Seele. Wir haben die erste Liga verschenkt, und davon hat sich der Verein bis heute nicht berappelt. Natürlich hänge ich an Fortuna. Und wenn ich helfen kann, bin ich dazu bereit – auch wenn mein Abschied nicht so war, wie wir uns das alle vorgestell­t haben.“Zu den Ursachen für die seit nun fast drei Jahren anhaltende sportliche Talfahrt sagt Wolf Werner nur: „Die hat sicher nicht Dirk Kall allein zu verantwort­en, dafür gibt es viele Gründe.“

Wolf Werner hat viel mehr gesagt, als er eigentlich wollte. Doch die Krise der Fortuna beschäftig­t ihn, und im Bett hat er noch mehr Zeit als sonst, darüber nachzudenk­en.

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