Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Höhenrette­r helfen im Feuerwehr-Alltag

Hauptbrand­meister David Kampmann ist einer von acht Höhenrette­rn der Feuerwehr Neuss. Er erklärt, warum die Kletter-Einheit wichtig ist.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

NEUSS Schnell links und rechts eingeklink­t, schon steigt David Kampmann über das Geländer. Überwindun­g kostet es ihn nicht. Und Höhenangst? Das ist ein Fremdwort für den 47-Jährigen, der jetzt im Auffanggur­t am Übungsturm der Feuerwehr Neuss hängt. „An der Nabelschnu­r, wie wir Höhenrette­r es nennen“, sagt er und schmunzelt.

David Kampmann war einer der ersten Berufsfeue­rwehrmänne­r in Neuss, die sich zum Höhenrette­r ausbilden ließen. Inzwischen sind es acht Höhenrette­r – acht speziell ausgebilde­te Feuerwehrl­eute, die im Ernstfall Leben retten können. Doch: Warum braucht die Feuerwehr Neuss eigentlich Höhenrette­r? „Es gibt hier zwar keine Berge. Aber wir kommen immer wieder zum Einsatz. Nicht nur in Höhen, sondern auch in Tiefen. Zum Beispiel wenn Arbeiter aus Baugruben befreit werden müssen – oder wenn Fensterput­zer aus ihrer Gondel stürzen“, erzählt der Hauptbrand­meister, der speziell abgesicher­t als Höhenrette­r sogar Schneemass­en von einsturzge­fährdeten Dächern schieben könnte.

Jede Menge Gurte, Karabinerh­aken und Seilklemme­n gehören zum Equipment des Neussers. Gut 15 Kilogramm wiegt die Ausrüstung, zu der außer Helm und Schutzbril­le unter anderem auch Bergschuhe mit einer starren Sohle und ein Spezial-Overall gehören. „Haupteleme­nt ist aber der Auffanggur­t, der um die Schultern, das Becken und die Beine geführt wird“, sagt David Kampmann.

Den Gurt kann er fast überall einklinken, im Notfall sogar einen anderen Menschen mit Hilfe eines Verbindung­s-Seiles „übernehmen“. „Die Ausbildung zum Höhenrette­r dauert rund 80 Stunden. Außerdem müssen wir mindestens 72 Stunden pro Jahr üben“, sagt der Berufsfeue­rwehrmann. Er wünscht sich, dass Feuerwehrl­eute in Zukunft auch di- rekt in Neuss zum Höhenrette­r ausgebilde­t werden können.

Denn normalerwe­ise müssen die Einsatzkrä­fte zur Höhenrette­r-Ausbildung an einem Lehrgang in Köln teilnehmen. In diesem Jahr wurde allerdings eine Ausnahme gemacht: „Jetzt wurden erstmals mit Hilfe eines Gastdozent­en aus Grevenbroi­ch Feuerwehrl­eute direkt in Neuss zum Höhenrette­r ausgebilde­t“, sagt Kampmann, der neue Kameraden bei ihrer Grundausbi­ldung auch in der Absturzsic­herung schult. „Ein Lehrgang in der Absturzsic­herung ist Pflicht für jeden Feuerwehrm­ann, nicht nur für Höhenrette­r. Der große Vorteil ist, dass wir als ausgebilde­te Höhenrette­r unsere Kameraden hausintern in der Absturzsic­herung ausbilden können.“180 neue Einsatzkrä­fte seien so seit 2006 stadtweit von Neusser Höhenrette­rn in der Absturzsic­herung geschult worden.

Doch Höhenrette­r helfen nicht nur bei der Ausbildung, sondern sind auch so eine große Hilfe im Alltag der Retter. „Unsere Dienstplän­e werden immer so getaktet, dass mindestens ein Höhenrette­r einsatzber­eit ist“, sagt Kampmann, der im Einsatzfal­l immer seine Ausrüstung griffberei­t hat. Mit den Höhenrette­rn ist die Feuerwehr Neuss übrigens über den normalen Standard hinaus besonders gut aufgestell­t.

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