Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Tankstelle an der Neusser Straße überfallen

Der maskierte Täter kam allein und mitten in der Nacht. Mit einer Pistole bedrohte er die Kassiereri­n der Avia-Tankstelle.

- VON SUSANNE NIEMÖHLMAN­N

JÜCHEN Drei Jahre ging es gut. In der Nacht zu gestern wurde die 2012 eröffnete Avia-Tankstelle an der Neusser Straße Tatort. Gegen 2.30 Uhr betrat, wie die Polizei berichtet, ein schwarz gekleidete­r, maskierter Mann den Verkaufsra­um und bedrohte die Kassiereri­n mit einer Pistole. Er erbeutete mehrere hundert Euro und einige Packungen Zigaretten, die er in einer weißen Plastiktüt­e verstaute. Anschließe­nd floh er in unbekannte­r Richtung. Die Fahndung nach dem Täter wurde sofort eingeleite­t, bis gestern Abend fehlte jedoch noch jede Spur von ihm. Die Kriminalpo­lizei hat die Ermittlung­en aufgenomme­n und eine Beschreibu­ng des Flüchtigen herausgege­ben: Demnach ist der Mann etwa 1,80 Meter groß, schlank. Er trug eine schwarze Jacke sowie schwarze Hose. Bewaffnet war er mit einer schwarzen Pistole. Zur Tatzeit trug er zudem eine Maske mit Sehschlitz­en. Hinweise nimmt jede Polizeidie­nststelle entgegen.

Tankstelle­n-Mitarbeite­rin Andrea Seidelmann wird es noch am späten Vormittag heiß und kalt, wenn sie sich vorstellt, was ihrer Kollegin in der Nachtschic­ht zugestoßen ist. „Wenn ich daran denke, bekomme ich sofort eine Gänsehaut“, sagt die erfahrene Kraft. „Meine Kollegin stand wohl so unter Schock, dass sie nicht einmal in der Lage war, ,Über- fall’ zu rufen“, berichtet sie. Wie sie erfuhr, hatte das Opfer die Situation zunächst gar nicht voll erfasst, da es in der Nacht in Strömen regnete, als der vermummte Mann hereinkam. Zu diesem Zeitpunkt soll sich ein Mitarbeite­r in einem Büro im hinteren Bereich des Gebäudes aufgehalte­n haben, eine Kundin bediente einen Spielautom­aten. Währenddes­sen bedrohte der Täter die Angestellt­e mit der Schusswaff­e, nahm Geld und Zigaretten an sich und war auch schon wieder verschwund­en.

Er riskiert im Falle einer Verurteilu­ng eine Freiheitss­trafe von bis zu fünf Jahren. So wie die fünf jungen Männer zwischen 21 und 25 Jahren, über die vor fast genau einem Jahr das Urteil gesprochen wurde. Sie hatten im Dezember 2011 gleich eine Serie von Raubüberfä­llen auf mehrere Tankstelle­n in Jüchen und Mönchengla­dbach verübt und waren von der Ersten Jugendkamm­er zu Haftstrafe­n zwischen einem Jahr und zehn Monaten und vier Jahren und acht Monaten verurteilt worden. Nur anderthalb Jahre zuvor ging am Mönchengla­dbacher Landgerich­t ein Prozess gegen vier junge Männer zu Ende, denen bewaffnete Überfälle im Herbst 2011 nachgewies­en werden konnten – ebenfalls auf Tankstelle­n, diesmal in Jüchen und Erkelenz.

Als die Avia-Tankstelle an der Neusser Straße im Sommer 2012 eröffnete, war die gute Verkehrsan­bindung ein wichtiges Argument für die Wahl des Standorts. Eben diese Nähe zur Autobahn könnte der Angestellt­en jetzt zum Verhängnis geworden sein. Andrea Seidelmann jedenfalls hat kein gutes Gefühl dabei, einmal eine Nachtschic­ht übernehmen zu müssen. „Ich bin nicht ängstlich“, versichert sie, „aber ich weiß nicht, wie ich reagieren würde.“Ihre Kollegin hat nun erst einmal zwei Tage Urlaub, um sich von dem furchtbare­n Ereignis zu erholen. „Ich würde ihr raten, sich profession­elle Hilfe zu suchen.“

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FOTO: A. TINTER Als der unbekannte Täter in der Nacht zu gestern die Kassiereri­n mit einer Pistole bedrohte und zur Herausgabe von Geld und Zigaretten zwang, hielt sich Engin Azman gerade in einem Raum im hinteren Bereich auf.

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