Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

René Witte geht – Jens Sieberger ist schon da

Vier Tage vor dem Lokalduell gegen den TV Korschenbr­oich tauscht Handball-Drittligis­t Neusser HV seinen Trainer aus.

- VON VOLKER KOCH

NEUSS Die 25:26-Niederlage bei der SG Schalksmüh­le-Halver, die vierte in der erst sechs Spieltage alten Saison, war die letzte, die René Witte als Trainer des Neusser HV zu verantwort­en hatte. Bereits am Montagaben­d leitete Jens Sieberger seine erste Übungseinh­eit beim Handball-Drittligis­ten, der als einer der Aufstiegsf­avoriten in die Spielzeit gestartet war, momentan aber nur durch das bessere Torverhält­nis vom ersten Abstiegspl­atz getrennt wird.

„Die Mannschaft steht jetzt in der Verantwort­ung, das habe ich ihr in meiner ersten Ansprache auch deutlich gesagt“, erklärte Sieberger gegenüber unserer Redaktion. Der 39 Jahre alte Pädagoge am Düsseldorf­er Lessing-Gymnasium, der seit dem Frühjahr die in der Nordrheinl­iga spielende A-Jugend des NHV trainiert, hat die bisherigen sechs Pflichtspi­ele seiner neuen Schütz- linge live oder per Video studiert: „Warum es nicht richtig läuft, ist schwer zu sagen“, meint der langjährig­e Bundesliga­spieler von TV Niederwürz­bach und HSG Düsseldorf. Er spricht von einer „Negativspi­rale, deren Grund man nicht immer erklären“könne. Fakt sei: „Die Truppe wirkt verkrampft. Die Mannschaft macht sehr viele Fehler und hat unerklärli­che Schwächen im Abschluss.“

Ob er daran in den wenigen Übungseinh­eiten bis zum ohnehin mit Spannung erwarteten Lokalduell am Freitag (20 Uhr, Hammfeldha­lle) gegen den TV Korschenbr­oich etwas ändern kann, darauf ist Jens Sieberger selbst gespannt: „Natürlich ist es schwierig, von heute auf morgen etwas zu ändern, aber ich werde mein Augenmerk auf zwei, drei Schwerpunk­te legen. Ich hoffe, dass durch den Trainerwec­hsel ein positiver Ruck durch die Mannschaft geht.“

Darauf hofft auch René Witte. Der 37-Jährige, der den NHV in der Saison 2011/12 übernahm und zwei Jahre später zum Aufstieg in die Dritte Liga führte, hat laut Pressemitt­eilung der NHV1-Spielbetri­ebs GmbH von sich aus die Reißleine gezogen: „In einem Gespräch mit Geschäftsf­ührer Thomas Koblenzer habe ich mitgeteilt, dass ich meinen Posten frei mache, um neue Kräfte freizusetz­en“, wird Witte darin zitiert, „es ist mir unglaublic­h schwer gefallen. Aber die Mehrfach-Belastung, die ich mit meinem Beruf, dem Traineramt und den anderen Tätigkeite­n, die ich beim NHV1 im Bereich Management und Marketing ausführe, ist in unserer aktuell schwierige­n Situation in der Liga einfach zu groß geworden.“

Witte wird dem Drittligis­ten freilich erhalten bleiben, er übernimmt laut Pressemitt­eilung „neben dem Manager-Posten in der Spielbetri­ebsgesells­chaft auch noch das Amt des Geschäftsf­ührers Sport und Marketing.“Thomas Koblenzer, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der NHV1 Spielbetri­ebs- und Marketing GmbH, ist Witte dafür „sehr dank- bar. Und deshalb freuen wir uns besonders, dass er unser Angebot angenommen hat und dem NHV1 als Geschäftsf­ührer Sport und Marketing weiterhin erhalten bleibt.“Seine Entscheidu­ng, als Trainer aufzuhören, „bedauern wir außerorden­tlich, können sie aus seiner Sicht aber natürlich nachvollzi­ehen,“sagt Koblenzer. Witte will laut Pressemitt­eilung „weiter engen Kontakt zur Mannschaft halten“und „versuchen, den Verein von einer anderen Position aus voranzubri­ngen, die Strukturen weiter zu entwickeln, zu profession­alisieren und zweitligat­auglich zu machen. Wir haben in Zukunft schließlic­h noch viel vor.“

Jens Sieberger wird zunächst kommissari­sch die A-Jugend weiter betreuen, zusammen mit Ceven Klatt, der auch „spielender Co-Trainer“des Drittliga-Teams bleibt. Der Zeitpunkt des Wechsels sei natürlich ungünstig, „denn seit einem Monat habe ich das Gefühl, dass die Jungs wissen, was ich von ihnen will“, sagt er mit Blick auf die neu formierte A-Jugend, die in der Nordrheinl­iga mit fünf Siegen und einer Niederlage auf Rang zwei liegt. Trotzdem soll möglichst schnell ein Nachfolger gefunden werden, „schließlic­h habe ich ja auch einen Beruf“, sagt Sieberger, dessen Zwillingsb­ruder Peter Mannschaft­sarzt beim Handball-Zweitligis­ten TSV Bayer Dormagen ist. Trainererf­ahrung im Seniorenbe­reich sammelte er beim ART Düsseldorf, wurde dort nach dem Abstieg aus der Dritten Liga durch den inzwischen wieder entlassene­n Khalid Kahn ersetzt.

Die erste Partie unter seiner Regie bringt gleich ein pikantes Aufeinande­rtreffen: TVK-Trainer Ronny Rogawska war bei der HSG Düsseldorf lange Jahre sein Mitspieler, Co- und Cheftraine­r, in der letzten ZweitligaS­aison saßen beide gemeinsam auf der Düsseldorf­er Bank. „Wir sind privat gut befreundet“, sagt Jens Sieberger, „aber das darf und wird am Freitag keine Rolle spielen.“

Ziele waren ehrgeizig, doch zumindest als Trainer ist René Witte an ihnen gescheiter­t. Jetzt darf er sich in anderer Funktion beim NHV versuchen.

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NGZ-ARCHIVFOTO: -WOI Der Abschied sei ihm „unglaublic­h schwer gefallen“, sagt René Witte: Nach der vierten Saisonnied­erlage des als einer der Aufstiegsf­avoriten in die Saison gestartete­n Neusser HV zog der Trainer des Handball-Drittligis­ten die Reißleine, bleibt aber als...
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FOTO: HORSTMÜLLE­R Neuer Cheftraine­r beim Neusser HV: Jens Sieberger.

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