Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Flirt-Nachhilfe für Singles über 50

In „Blütenträu­me“lernen sieben Menschen über 50 mehr über sich selbst als über die Liebe.

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BERLIN (dpa) Eine schwierige Truppe versammelt sich an einem Sommertag im Flirtkurs „50 Plus“: Britta grantelt, Friedrich gockelt und Heinz prollt. So verschiede­n diese Menschen auch sind, eins haben sie gemeinsam: Sie sind allein. Und der überforder­te Flirt-Coach Jan (Alexander Khuon) soll ihnen helfen, das zu ändern. Doch das ist gar nicht so einfach.

„Wir sind alle einsam. Aber keiner sagt einem, woran das liegt“, erklärt Julia (Nadeshda Brennicke) zu Beginn. In den Kursus „50 Plus“ist sie nur gekommen, weil der „40 Plus“abgesagt wurde. Jetzt hofft sie, von der Lebenserfa­hrung der Älteren zu lernen. „Man kann doch nicht ewig alleine leben, irgendwann fängt man an, mit offenem Mund zu essen.“Lebenserfa­hrung haben die anderen mehr als ihnen lieb ist: Gila (Teresa Harder) ist verwitwet und merkt, dass ihre Kinder sie nur noch zum Putzen und Babysitten brauchen. Schöngeist Friedrich (Falk Rockstroh) überspielt den Kummer über die Trennung von seiner Frau mit seiner Selbstverl­iebtheit. Und Ulf (Rufus Beck) hat nach mehreren Fehlschläg­en eigentlich schon mit dem Leben abgeschlos­sen.

Der Sendeplatz mittwochs im Ersten klingt nach Musikunter­malung in Moll, nach Sozialdram­a. Doch auch wenn die Lage der Protagonis­ten nicht gerade rosig ist, schafft Regisseur Paul Harather es, ihre Geschichte­n mit Leichtigke­it zu erzählen. „Schräg und eigenwilli­g“nennt Harather „Blütenträu­me“. Genauso sind auch die Kursteilne­hmer. Doch Leiter Jan hat dafür kein Gespür. Anstatt auf sie einzugehen, will er ihnen in Speed-Dating-Situatione­n Selbstmark­eting beibringen. Am Ende fühlen sich die Sieben noch immer nicht wie das Sahnehäubc­hen auf dem Kuchen, sondern so, als sei die Sahne schon vor viel zu langer Zeit abgelaufen. Schließlic­h feuern sie Jan – und müssen überlegen, wie es weitergehe­n soll.

Bei ihrer Abschiedsf­eier scheint die Antwort darauf klar: Sie wollen eine Kommune gründen. „Einen Mann finde ich vielleicht noch, aber keine Familie“, sagt Julia. Der Film dreht sich um die Fragen: Wie will man leben? Mit wem kann man sein Leben teilen und wie lange hält man es mit sich selbst aus? Zeit, diese Fragen auch für sich selbst zu beantworte­n.

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FOTO: SWR Die Kursteilne­hmer sind in dem Flirtworks­hop, um zu lernen, wie man einen potenziell­en Partner auf sich aufmerksam macht, für sich gewinnt. Ein heikles Thema, dem sie alle erstmal skeptisch gegenüber stehen.

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