Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Film über die Jagd auf Eichmann

Lars Kraume bietet in „Der Staat gegen Fritz Bauer“hochklassi­ges Politkino.

- VON DOROTHEE KRINGS

Wenn er sein Büro verließ, betrat er feindliche­s Ausland. So hat es der hessische Generalsta­atsanwalt Fritz Bauer im Deutschlan­d der Nachkriegs­zeit empfunden. Während der Nazi-Zeit war der brillante Jurist jüdischer Herkunft ins Exil gegangen. Doch schon 1949 kehrte er zurück – ins Land der Täter. Er wollte beim Aufbau eines demokratis­chen Staates helfen, wollte, dass die Verbrecher aus der Nazi-Zeit sich vor Gericht verantwort­en sollten. Auch der Mann, der mitverantw­ortlich war für die Ermordung der Juden: Adolf Eichmann.

In „Der Staat gegen Fritz Bauer“blendet Regisseur Lars Kraume in jene Jahre im Leben des Generalsta­atsanwalts, in denen er half, Eichmann in Argentinie­n zu verhaften. Bauer hatte kein Vertrauen in die deutsche Justiz, in der zu viele Juristen aus der Nazi-Zeit überdauert hatten. Also arbeitete er mit dem israelisch­en Geheimdien­st zusammen, trieb aber in Deutschlan­d die Anklage des Personals von Auschwitz voran. Ab 1963 kamen diese Täter in Frankfurt vor Gericht – und Bauer sorgte dafür, dass Deutschlan­d sich damit auseinande­rsetzte.

Kraume, der auch das Drehbuch geschriebe­n hat, wählt eine spannende Episode deutscher Nachkriegs­geschichte, um einen Mann zu porträtier­en, der in Deutschlan­d bis heute nicht die Anerkennun­g gefunden hat, die ihm zusteht. Und er hat mit Burghart Klaußner einen überzeugen­den Hauptdarst­eller gefunden. Klaußner zeigt einen widerborst­igen und zugleich feinsinnig­en Fritz Bauer, der vor den Gegnern in seiner eigenen Behörde nicht kuscht, aber für seine Standhafti­gkeit einen hohen Preis zahlt: Einsamkeit. Mit Ronald Zehrfeld führt Kraume eine fiktive Nebenfigur ein, um die Diskrimini­erung Homosexuel­ler in den 50er und 60er Jahren zu thematisie­ren. So entsteht ein dichtes Zeitporträ­t, das auch dank der Ausstattun­g dieses Films nicht in Klischees verfällt.

Mit „Im Labyrinth des Schweigens“ist vor kurzem schon ein Film im Kino gewesen, der sich mit den Frankfurte­r Auschwitz-Prozessen beschäftig­t. Darin spielte Gert Voss den Generalsta­atsanwalt und machte ihn zu einer mächtigen Nebenfigur. „Der Staat gegen Fritz Bauer“blickt nun intensiver auf den Menschen Fritz Bauer, der Patriot genug war, die Deutschen mit ihrer Schuld zu konfrontie­ren. Auch dieses Porträt ist sehenswert, auch wegen der starken Leistung von Burghart Klaußner.

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FOTO: DPA Burghart Klaußner spielt den Generalsta­atsanwalt Fritz Bauer.
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