Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Sonderermittler entlastet SEK
Es gebe keine Hinweise auf Mobbing. Personalrat lehnt SEK-Auflösung ab.
KÖLN (tor/dpa) Nach dem SchikaneSkandal in einem Kölner Spezialeinsatzkommando hat der Sonderermittler keine Hinweise auf zielgerichtetes Mobbing unter SEK-Beamten gefunden. Aus einem Bericht des Sonderermittlers, dem ehemaligen Chef des Landeskriminalamts (LKA) Wolfgang Gatzke, gehe hervor, dass es auch keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass die ElitePolizisten einer zweifelhaften Werteorientierung folgten. Allerdings habe Gatzke nicht den Auftrag gehabt, die umstrittenen Vorfälle beim SEK 3 zu untersuchen, betonte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Vielmehr habe er überprüfen sollen, ob es in den beiden anderen Kölner SEK-Kommandos ähnliche Praktiken gegeben habe. Dies sei dem Bericht zufolge nicht der Fall.
„Ich bin froh, dass die Wertevorstellungen des Kölner SEK denen der NRW-Polizei entsprechen“, sagte Innenminister Ralf Jäger (SPD). Mobbing und inakzeptable Aufnahmerituale, wie sie offenbar im 3. Kommando vorgekommen seien, würden bei der Polizei nicht geduldet. Die umstrittenen Rituale der 3. SEK-Einheit waren durch einen Anwärter ans Licht gekommen. Nach einem früheren Bericht des
Gregor Golland Innenministeriums mussten die Neulinge im Kostüm auf dem Boden knien und eine ekelerregende Eismischung essen. Die Aachener Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen eingestellt, weil die Anwärter freiwillig mitgemacht hätten.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Polizeipräsident Albers die Auflösung der 3. SEK-Einheit beschlossen. Andreas Pein, Vorsitzen- der der Gewerkschaft der Polizei in Köln und Mitglied des Personalrates im Kölner Polizeipräsidium, sagte: „Der Personalrat wird die Auflösung auf einer Sitzung am kommenden Donnerstag ablehnen.“Albers sagte vor wenigen Wochen, die Auflösung des SEK sei als „reine Organisationsentscheidung nicht zustimmungspflichtig“. Das sieht Pein anders: „Da die betroffenen Kollegen versetzt werden sollen, ist die Entscheidung sehr wohl zustimmungspflichtig.“Würde sich der Personalrat durchsetzen, wäre Albers blamiert, weil sein Auflösungsbeschluss dann nichtig wäre.
Der Polizeiexperte der CDU im Landtag, Gregor Golland, wertet das aktuelle Durcheinander so: „Was die SEK-Beamten bei dem Aufnahmeritual gemacht haben, war geschmacklos und problematisch. Aber die Überreaktion des Polizeipräsidenten Wolfgang Albers ist viel schlimmer: Er ist überfordert und muss zurücktreten.“
„PolizeipräsidentAlbers ist überfordert und muss zurücktreten“
Polizeiexperte der CDU im Landtag