Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bericht zur Edathy-Affäre entlastet SPD

Bei der Bewertung der Ausschuss-Ergebnisse im Bundestag liegen Koalition und Opposition meilenweit auseinande­r.

- VON JAN DREBES

BERLIN Wenige Wochen vor dem offizielle­n Abschluss der Arbeit des Edathy-Untersuchu­ngsausschu­sses im Bundestag dürfte bei der SPDSpitze Erleichter­ung herrschen. Die Vorsitzend­e des Ausschusse­s, Eva Högl (SPD), konnte sich mit der Union auf eine gemeinsame Bewertung der Ausschuss-Ergebnisse einigen, in der die Sozialdemo­kraten glimpflich davonkomme­n. In ihrem Mehrheitsv­otum, das unserer Redaktion vorab vorliegt, schreiben die Koalitions­parteien: „Die Kom- munikation zum Fall Edathy innerhalb der Spitze der SPD-Bundestags­fraktion wurde inhaltlich verantwort­lich geführt.“Grüne und Linke kommen zu diametral anderen Einschätzu­ngen, sie legen daher einen eigenen Bericht vor.

Der Ausschuss sollte aufklären, wer in der SPD-Spitze wann etwas über die Kinderporn­ografie-Vorwürfe gegen den ehemaligen SPDAbgeord­neten Sebastian Edathy wusste. Und ob Edathy vor Ermittlung­en und bevorstehe­nden Durchsuchu­ngen gewarnt wurde. Edathy selbst hatte den SPD-Innenexper- ten Michael Hartmann als seinen Tippgeber bezeichnet, Hartmann stritt das stets ab, verweigert­e zuletzt aber seine Aussage im Ausschuss und ließ sich monatelang krankschre­iben.

CDU-Obmann Armin Schuster, der im Ausschuss seine Zweifel an Hartmanns Ausführung­en nicht verborgen hatte, sagte unserer Redaktion: „Es bedurfte zwar intensiver Arbeit, ich bin jetzt aber zufrieden mit dem Inhalt des Mehrheitsv­otums, das wir gemeinsam mit der SPD vorlegen werden.“Dennoch sieht er noch Aufklärung­sbedarf und plädiert für weitere Untersuchu­ngen in Niedersach­sen, der Heimat Edathys. „Ich halte es für angezeigt, dass es in Niedersach­sen noch einen Untersuchu­ngsausschu­ss zur Edathy-Affäre geben wird“, sagte Schuster. „Unser Abschlussb­ericht zeigt noch genügend offene Fragen, die nur in Niedersach­sen geklärt werden können.“Er sei zuversicht­lich, „dass eine Untersuchu­ng in Niedersach­sen weitere Erkenntnis­se auch zur Rolle von Hartmann zutage fördern würde“.

Grünen und Linken warf Schuster vor, in ihrer Bewertung etwa zu den Verstricku­ngen zwischen SPDFraktio­nschef Thomas Oppermann und Hartmann nur Mutmaßunge­n anzustelle­n. „Das Sondervotu­m der Opposition ist in weiten Teilen spekulativ und genügt deswegen nach meiner Ansicht nicht den rechtsstaa­tlichen Vorgaben.“Grünen-Obfrau Irene Mihalic und Frank Tempel von den Linken werfen in ihrem Bericht dem Bundeskrim­inalamt vor, ermittlung­srelevante­s Wissen nicht an die Staatsanwa­ltschaft weitergege­ben zu haben.

Im Dezember soll der Bericht dem Bundestag übergeben werden.

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