Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jüdische Racheakte nach palästinen­sischen Attacken

- VON SUSANNE KNAUL

JERUSALEM Messeratta­cken in Afula im Norden, in der Siedlung Kirjat Arba bei Hebron und in Jerusalem – immer mehr Israelis verfolgen im Stundentak­t die Nachrichte­n im Hörfunk, um sich zu informiere­n, wo es wieder einen Angriff durch Palästinen­ser gab, wer verletzt, wer getötet wurde. Meist enden die Überfälle mit leichteren Verletzung­en der Angegriffe­nen und dem Tod der Angreifer. Gestern griff dann ein 17-jähriger Jude in der im Süden des Landes gelegenen Stadt Dimona vier israelisch­e Araber an und verletzte zwei schwer.

Der Bürgermeis­ter verurteilt­e den Übergriff, und auch Regierungs­chef Benjamin Netanjahu distanzier­te sich umgehend. „Israel ist ein Staat, in dem Recht und Ordnung herrscht“, kommentier­te er. Jeder Gesetzesbr­echer, „egal auf welcher Seite“, werde zur Verantwort­ung gezogen. Immer öfter nehmen inzwischen jüdische Israelis das Recht in die eigene Hand. Mit „Tod den Arabern“-Rufen fiel der Mob am Donnerstag­abend in der Küstenstad­t Netanja über drei Araber her. Zwei Männern gelang die Flucht, der Dritte wäre fast gelyncht worden.

Unruheherd ist Jerusalems Altstadt und besonders der Tempelberg, wo der seit fast 50 Jahren geltende Status quo Muslimen das alleinige Gebetsrech­t einräumt, während Juden das Plateau nur besuchen dürfen. Israel schränkte gestern erneut den Zugang zum Tempelberg ein. Nur Männer über 50 sowie muslimisch­e Frauen durften gestern zum Freitagsge­bet in die AlAksa-Moschee gehen.

In der Jerusaleme­r Altstadt blieb es weitgehend ruhig, während es an vielen Orten im Westjordan­land zu Auseinande­rsetzungen zwischen Soldaten und Demonstran­ten sowie zu weiteren Messeratta­cken kam. Zwei Palästinen­ser aus dem GazaStreif­en wurden von Soldaten erschossen, als sich eine Protestgru­ppe den Sperranlag­en näherte.

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