Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die überschätz­ten Treiber der Konjunktur

-

Eine Schreckens­meldung ließ vor einigen Tagen die wirtschaft­liche Welt aufhorchen. Die deutschen Exporte brachen im August gegenüber dem Vormonat um fünf Prozent ein. Deutet sich schon bald eine Rezession an, wenn der wichtigste Konjunktur­treiber, der Export von deutschen Waren ins Ausland, dermaßen schwächelt?

Mal langsam. Erstens gelten Monatswert­e im Handel als besonders schwankend. In den vergangene­n zwölf Monaten reichte die Spanne von 94 bis 103 Milliarden Euro. Da kann schon mal ein Minus von fünf Prozent vorkommen, ohne dass es viel bedeutet. Zugleich übernimmt der private Konsum die Aufgabe des Konjunktur­treibers. Das ist kein Wunder, denn die Löhne sind zuletzt um drei Prozent gestiegen, so stark wie lange nicht mehr. In anderen Phasen legen die Staatsausg­aben oder die Investitio­nen zu.

Jeder Konjunktur­zyklus ist anders, wissen die Beobachter der

Wie die Kaninchen auf die Schlange starren viele Ökonomen auf kurzfristi­ge Impulse. Doch für das langfristi­ge Wachstum spielen Konsum oder Exporte kaum eine Rolle.

Das vollzieht sich gewöhnlich in zyklischen Schwankung­en, die viele Ursachen haben. Für die langfristi­gen Wachstumsr­aten ist neben dem Arbeitskrä­ftewachstu­m allein der technische Fortschrit­t die entscheide­nde Größe. Eine Wirtschaft mit stabiler Bevölkerun­g wächst dauerhaft nur, wenn die Produktivi­tät stetig zunimmt. Alle anderen Faktoren – Investitio­nen, Exporte, Konsum oder staatliche Ausgaben – drücken bestenfall­s kurzfristi­g das Wachstum nach oben.

Insofern ist die Sorge um zu wenige Exporte oder Investitio­nen müßig, solange sich die Wirtschaft insgesamt in einer guten, wettbewerb­lichen Verfassung befindet. Dann hilft am besten Warten. Wer an den einzelnen Aggregaten ansetzt und sie womöglich staatlich fördert, verschwend­et Geld, das besser an anderer Stelle eingesetzt werden sollte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany