Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Bürger schätzen ganz kleine Münzen“

Vor allem der Handel profitiert von den deutschen Zahlungsge­wohnheiten.

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FRANKFURT/M. (dpa) Auch wenn Verbrauche­r nur selten mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen bezahlen: Nach Überzeugun­g der Deutschen Bundesbank wollen die wenigsten auf die kleinsten Geldstücke verzichten. „Die deutsche Bevölkerun­g hat nach unseren Untersuchu­ngen eine positive Einstellun­g zu Kleinmünze­n“, sagte Notenbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in Frankfurt. Die Mehrheit der Bürger sei gegen eine Abschaffun­g der kupferfarb­enen Geldstücke. Die Bundesbank sehe keinen Grund, warum der Wunsch der deutschen Bevölkerun­g, an den Kleinmünze­n festzuhalt­en, nicht erfüllt werden sollte.

Allerdings hatte eine Umfrage von myMarktfor­schung im Sommer ein anderes Bild ergeben: Dabei hatten sich 53 Prozent (der 1000 Befragten) dafür ausgesproc­hen, die kleinen Geldstücke aus dem Verkehr zu ziehen. Nur ein gutes Viertel (28 Prozent) lehnte das ab.

Auch Thiele räumte ein, dass ein Großteil der Ein- und Zwei-CentStücke gar nicht für das tägliche Einkaufen verwendet werden, sondern verloren gehen oder zwecks Entlastung des Portemonna­ies zurückgele­gt oder gehortet werden. Nach einer früheren Schätzung der Bundesbank wird etwa jede fünfte Ein-Cent-Münze im Umlauf für das tägliche Einkaufen genutzt, bei der Zwei-Cent-Münze etwa jede vierte, sagte Thiele. „Das heißt: 75 Prozent sind verloren oder im Einmachgla­s oder sonst wo.“

Die Diskussion über die Abschaffun­g des Münzgeldes flammt regelmäßig auf – und geht in Teilen sogar noch weit über Sinn und Unsinn der Ein- und Zwei-Cent-Münzen hinaus. Allerdings sind die Deutschen – anders als etwa die Skandinavi­er – geradezu in ihr Bargeld verliebt. Noch werden hierzuland­e Beträge bis 50 Euro fast ausschließ­lich bar beglichen, im Schnitt haben die Menschen nach Zahlen der Bundesbank 103 Euro Bargeld im Portemonna­ie, davon 5,90 Euro in Münzen. Die Einzelhänd­ler freut das, für sie sind Schein und Münze das günstigste Zahlungsmi­ttel. Die Kosten liegen zwischen 0,08 und 0,2 Prozent des Umsatzes, bei Kartenzahl­ungen sind es immerhin schon 0,3 Prozent. In anderen europäisch­en Ländern ist elektronis­ches Bezahlen weitaus beliebter. In Schweden etwa liegt der Bargeldant­eil im Einzelhand­el nach Zahlen der Europäisch­en Zentralban­k nur noch bei knapp 27 Prozent.

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FOTO: DPA Laut der Bundesbank sind Ein- und Zwei-Cent-Münzen beliebt.

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